Lechkanäle
Autor: Prof. Dipl.-Ing. Wilhelm Ruckdeschel
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Die Möglichkeit der Nutzung des Energieträgers Wasserkraft aus Lech und Wertach war für die gewerbliche und industrielle Entwicklung Augsburgs von großer Bedeutung. Die Lchkanäle spielten aber auch für den Gütertransport zwischen Lech (Flößerei) und der Stadt eine wichtige Rolle. Verschiedene Handwerke (wie Färber, Gerber, Kürschner) ließen sich bevorzugt an den Lechkanälen im Lechviertel nieder. Die potentielle Wasserenergie wurde früher durch Wasserräder, seit dem 19. Jahrhundert durch Wasserturbinen in mechanische Nutzenergie umgewandelt; seit dem 20. Jahrhundert Umwandlung durch Turbinengeneratoren. Zwei linksseitige Lechanstiche mit Hauptrichtung Süd-Nord sind alt:
- 1) Der Lochbach verstärkte im 17. Jahrhundert die Quellbäche Brunnenbach und Brunnenlech; heute wird er aus der Lechstaustufe 22 (Unterbergen) abgeleitet und ist ein wichtiger Industriekanal (bei 3 m3/s und einem Geländefall von 2,8 % pro km ca. 70 kW Nutzleistung); in der Altstadt als Vorderer Lech bezeichnet, betrieb er früher die Stadtmühlen; er mündet in den Stadtbach.
- 2) Der am Hochablass abgeleitete Hauptstadtbach (36 m3/s) umfließt als Eiskanal und Neubach den Spickel. Erste Hauptverzweigung am Damaschkeplatz in den Herrenbach (24 m3/s), der sich bei der Reichenberger Straße in Hanrei- und Proviantbach teilt, und den Kaufbach (12m3/s); in zahlreichen Verzweigungen werden Industriebetriebe mit Energie versorgt. Der westliche Strang fließt als Kaufbach und später Stadtbach durch die östliche Altstadt und nimmt dort den hier Vorderer Lech genannten Lochbach und vom Stadtgraben abgeleitete Bäche auf. In der Wolfzahnau vereinigen sich Proviant- und Stadtbach und fließen, zuletzt das ehemalige E-Werk der Baumwollspinnerei am Stadtbach (1902) betreibend, zurück in den Lech. Bruttoleistungsfähigkeit ca. 10.000 kW, davon heute etwa die Hälfte genutzt.
Literatur:
Franz Joseph Kollmann, Die Wasserwerke von Augsburg, 1850
Anton Werner, Die Wasserkräfte der Stadt Augsburg, 1905
Amtlicher Stadtplan Augsburg 1:20.000, 1996.