Lech

Autor: Prof. Dr. Hans Frei

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Wichtiger Fluss des bayerischen Alpenvorlands von 259 km Lauflänge, 81 km davon legt er in Österreich und knapp 19 km innerhalb des Augsburger Stadtgebiets zurück. Der Lech entsteht aus der Vereinigung des Formarinbachs mit dem Spuller Seebach in 1860 m Höhe (Lechquellgebirge, Lechtaler Alpen) und mündet bei Marxheim in die Donau. Er fällt insgesamt 1470 m. Sein gesamtes Einzugsgebiet, einschließlich Wertach, umfasst 4125 qkm. Das Flussbett wechselt zwischen schluchtartigen Engstrecken und breiten Aufschotterungsebenen. Infolge des alpinen Wildwassercharakters war Schiffahrt nie möglich, doch hatte die Flößerei flussabwärts ab Füssen eine beträchtliche Bedeutung für die Versorgung Augsburgs. Hauptfracht waren Brenn- und Bauholz, Steine, Kalk, Vieh und landwirtschaftliche Produkte. Entscheidend für die Entwicklung Augsburgs war mittelbar das Lechtal als Leitlinie des Süd-Nord-Verkehrs. Unmittelbaren Einfluss auf die Entfaltung von Gewerbe und Industrie übte der Wasserreichtum von Lech und Wertach aus. Mittels eines weitverzweigten Systems von Lechkanälen leitete man das Wasser seit dem Mittelalter in die Stadt und fasste die Quellen in den Lechauen für die Wasserversorgung (Siebenbrunn). Lechanstiche (Lochbach, Hochablass) wurden mit Wehrbauten gesichert. Derzeit darf die Stadt unentgeltlich 46 m3/s ableiten bei einer mittleren Wassermenge von 80 m3/s. Vom Lech gingen bei Hochwasser Bedrohungen für die bewohnten Siedlungsgebiete aus. In der Römerzeit verlief das Strombett nachweislich viel näher bei der Altstadt, entlang der Hochterrasse, riss gelegentlich Uferränder ab und verlegte die Wasserrinnen. Zum Schutz legte man schon ab dem 16. Jahrhundert Dämme an. Massive Eingriffe der Wasserbautechnik seit dem 19. Jahrhundert hielten das Fließgerinne zwischen den Dämmen fest, dadurch verstärkte sich die Erosion. Das Einschneiden in den Untergrund machte die Anlage von Stauwehren notwendig. Dabei wurde das Lechwasser zur Erzeugung von Strom genutzt. Die technischen Maßnahmen haben die Unberechenbarkeit des alten Lechs zwar gebändigt, gleichzeitig aber den ökologischen Reichtum stark gemindert. Neben zahlreichen vordeutschen Erwähnungen (Licca, Likias) tritt der Name Lech erstmals 743 auf. Er wird als der ’Steinige’ gedeutet, entsprechend der Eigenart des Flusses, Geröllmaterial zu transportieren und abzulagern.

Literatur:

Joseph Schnetz, Flußnamen des Bayerischen Schwabens, 1950, 19-23

A. Micheler, Der Lech, in: Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Alpenpflanzen und Tiere 1953, 53-68

H. Fischer, Der alte Lech, in: Berichte der Naturforschenden Gesellschaft Augsburg 18 (1966), 73-104

B. Raster, Nutzung und anthropogene Veränderung des Lechs in historischer Zeit, Diss. Würzburg 1979

Karl Filser, Lechflößerei, in: Aufbruch ins Industriezeitalter 2, 1985, 226-237

W. Binder, Der Lech zwischen Landsberg und Augsburg, in: Fluß und Lebensraum, 1984, 25-57

Franz R. Miller / Robert Reile, Der Lech und seine Abenteuer, 1986

Der Lech. Wandel einer Wildflußlandschaft, 1991.

Abendstimmung am Lech (Foto: Nobert Liesz)

Literaturhinweise des Wißner-Verlags:

Am Lech, Lebensräume für Schmetterlinge: Eberhard Pfeuffer

Der ungebändigte Lech, Eine verlorene Landschaft in Bildern: Eberhard Pfeuffer (Hrsg.)