Dom

(Hoher Weg 1)

Autor: Prof. Dr. Georg Kreuzer

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • An der Stelle des heutigen Doms (Patrozinium: Mariä Heimsuchung, 2.7.) stand bereits in vorkarolingischer Zeit ein größerer Kirchenbau. Bischof Simpert errichtete um 800 einen Bau, der 807 geweiht worden sein soll und von dem nur eine Chorschrankenplatte mit karolingischem Flechtwerkornament erhalten ist. Während der Ungarneinfälle beschädigt, wurde der Dom unter Bischof Ulrich instandgesetzt. Nach dem Einsturz des Doms 994 veranlasste Bischof Liutold, unterstützt von der Kaiserin-Witwe Adelheid, den sofortigen Wiederaufbau. Seit Liutold diente der Dom und nicht mehr St. Ulrich und Afra als Grablege der Bischöfe. Nach Erweiterungsbauten unter Bischof Heinrich (II.) um 1060 wurde der neue Dom 1065 von Bschof Embrico geweiht. Die dreischiffige, flachgedeckte romanische Basilika ist im Kern bis heute erhalten; die heutige Westkrypta entstammt diesem Bau. Die erhaltenen Bronzetüren, die dem Dom als Ostportale dienten, zählen neben denen des Doms von Hildesheim zu den bedeutendsten des 11. Jahrhunderts. Die wohl um 1100 oder im 12. Jahrhundert entstandenen fünf Prophetenfenster (Daniel, Hosea, David, Jonas und Moses) im südlichen Mittelschiff, hervorragende Arbeiten eines unbekannten Künstlers, gehören zum ältesten bekannten Glasmalereizyklus der Welt, der ursprünglich 22 Fenster umfasste. Auch der steinerne Bischofsthron im Westchor wird in diese Zeit datiert. Mitte des 12. Jahrhunderts erfolgte der Bau der vierschiffigen Ostkrypta. Ab 1320 gotischer Umbau des Doms durch Domkustos Konrad von Randeck: Einwölbung des Langhauses und Erweiterung um zwei auf fünf Schiffe. Nach Abschluss der Umbaumaßnahmen (1343) ab 1356 Errichtung eines neuen Hochchors im Osten, dessen Fertigstellung sich bis 1431 hinzog. Da er die bisherige innerstädtische Nord-Süd-Verbindung überbaute, musste diese in einem weiten Bogen um den neuen Chor geführt werden. Das kleine Stift St. Gertrud wurde abgebrochen und durch die Gertrudkapelle im Scheitelpunkt des Chores ersetzt. Neben dem Domkapitel beteiligten sich das Augsburger Patriziat und später auch die Zünfte an der Finanzierung und Ausgestaltung des auf eine Gesamtlänge von 113,25 m erweiterten Doms. Vermutlich waren oberrheinische und schwäbische Bauhütten in Augsburg tätig. Die Vorbilder werden neuerdings in der südwestdeutschen Zisterzienserarchitektur gesucht. Während des Baus entstanden sieben Kapellen. Das Chorgestühl im Ostchor mit geschnitzten Heiligenfiguren und Pflanzenwerk sowie die Steinmetzarbeiten der Schranke stammen aus der Zeit um 1430. Während der Reformation wurde ein Teil der Ausstattung zerstört (Bildersturm). Die im 17./18. Jahrhundert vorgenommene Barockisierung des Innenraums wurde vor allem während der Amtszeit Bischof Pankraz von Dinkels entfernt und durch neugotische Elemente ersetzt. Er erwarb auch den ursprünglich dem Kloster Weingarten gehörenden Altar Hans Holbeins d. Ä., dessen vier Tafeln die östlichen Pfeiler des Langhauses zieren. 1934 gründliche Renovierung. 1962 neuer Hochaltar und Bronzegruppe ’Christus am Kreuz’ mit unter den Kreuzarmen angeordneten Aposteln von Josef Henselmann (1898-1986). Abschluss der letzten, das Innere stark aufhellenden Restaurierung 1987.

Literatur:

Walter Sage, Die Ausgrabungen in der Krypta des Augsburger Doms, in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 15 (1981), 115-139

Rolf Jacob, Die Vorstellungswelt der Bronzetür des Augsburger Doms, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 79 (1985), 111-161

Hans Jakob Meier, Die Thron-Salomonis-Fenster im Augsburger Dom, in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 23 (1989), 134-161

Peter Böttger, Die Innenrestaurierung des Augsburger Doms 1981-1987, in: Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege 41, 1987 (1991), 28-41

Karl Kosel, Der Augsburger Domkreuzgang und seine Denkmäler, 1991

Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 140-153

Denis A. Chevalley, Der Dom zu Augsburg, 1995

Deutsche Glasmalerei des Mittelalters 1, 1995, 39-41.

Dom - Ostseite
Dom
Prophetenfesnster im Dom

Literaturhinweise des Wißner-Verlags:

Das Bronzeportal des Augsburger Doms: Bernd Wißner

Der Augsburger Dom im Mittelalter: Martin Kaufhold (Hrsg.)Der Augsburger Dom im Mittelalter: Martin Kaufhold (Hrsg.)

Der Ostchor des Augsburger Doms: Georg Himmelheber