Stadttheater

(Kennedyplatz 1)

Autoren: Dr. Peter Stoll, Redaktion

Stand/Quelle/Datum: 4.11.2016

  • Der 1665 am Lauterlech als Holzbau errichtete ’Komödienstadel’ war anfangs v.a. für die Theateraufführungen der Meistersinger bestimmt, wurde später aber auch von Wandertruppen bespielt. Für jede Aufführung war an das Almosenamt eine Abgabe zu entrichten. 1776 wurde an gleicher Stelle und erneut unter Aufsicht des Almosenamts (die Stadt erwarb das Gebäude erst 1838) ein Theaterneubau errichtet, dessen Zuschauerraum (Vorhang, Decke) von Johann Joseph Anton Huber ausgemalt wurde. Aufgrund seiner abseitigen Lage in der nur wenig repräsentativen Jakobervorstadt, wegen räumlicher Beengtheit und baulicher Mängel wurde er von Anfang an heftig kritisiert. In der Folgezeit zahlreiche Pläne für Um- bzw. Neubauten zu Theaterzwecken; es wurde sogar erwogen, die Fuggerhäuser durch einen Theaterneubau zu ersetzen. Nach einem Brand in der Bürgermeisterloge des Stadttheaters am 1.1.1876 beschloss der Magistrat einen Neubau am nördlichen Ende der durch Aufschüttung des Stadtgrabens neu entstandenen Fuggerstraße. Der dort befindliche Salzstadel wurde abgebrochen. Der Planauftrag wurde an die Wiener Architekten Ferdinand Fellner (1847-1916) und Hermann Helmer (1849-1919) vergeben, die zu den führenden Theaterarchitekten ihrer Zeit zählten (Theaterbauten in Budapest, Hamburg, Prag, Wien, Wiesbaden etc.). Unter der Bauleitung von Anton Eysen entstand ein Neurenaissance-Bau mit 1400 Plätzen, der innen wie außen reich mit ornamentaler und figuraler Malerei und Plastik ausgestattet wurde. Am 26.11.1877 wurde das neue Stadttheater mit Beethovens 'Fidelio' eröffnet. Das alte Theater am Lauterlech beherbergte in der Folge bis zu seiner Zerstörung 1944 u.a. ein Postamt und ein Polizeirevier. 1938/39 wurde das Stadttheater nach Plänen von Paul Baumgarten umgebaut, wobei die Eingangsfront von drei auf fünf Achsen erweitert und das Innere im Zeitstil umgestaltet wurde. Innerhalb des (nur ansatzweise realisierten) NS-Gauforums sollte das Stadttheater nördlicher Abschluss der Aufmarschallee entlang Fugger- und Kaiserstraße (Konrad-Adenauer-Allee) mit dem neu zu erbauenden Schauspielhaus am Kaiserplatz (Theodor-Heuss-Platz) als südlichem Gegenstück werden. Nach schweren Bombenschäden (1944) Wiederaufbau seit 1952. Äußerlich wurde der Zustand der späten 1930er Jahre in vereinfachter Form wieder hergestellt, das Innere wurde im Stil der 1950er Jahre neu gestaltet. Wiedereröffnung am 10.11.1956 mit Mozarts 'Hochzeit des Figaro'. Ab 1989 Modernisierung der Bühnentechnik, 1990 Umbau des Proszeniumsbereiches mit Orchestergraben und Portalzone und Erneuerung der Unter- und Obermaschinerie mit Umstellung auf Ölhydraulik (Theater Augsburg). Im Juli 2015 beschloss der Augsburger Stadtrat nach fast zehnjähriger Planungsphase die wohl mehrere Jahre in Anspruch nehmende Generalsanierung des Theaters. Im Juni 2016 erfolgte die Schließung des Hauses.
  • Theaterstraße (1879, Innenstadt, Amtlicher Stadtplan I 8).

Literatur:

Friedrich August Witz, Versuch einer Geschichte der theatralischen Vorstellungen in Augsburg, 1876

Friedrich Steinhäußer, Augsburg in kunstgeschichtlicher, baulicher und hygienischer Beziehung, 1902, 71-74

Das Stadttheater Augsburg, 1927

Stadttheater Augsburg 1956, 1956

Hans-Christoph Hoffmann, Die Theaterbauten von Fellner und Helmer, 1966, 88

Alt-Augsburg, 1988, 134 f.

Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 280-282

Walther Schmidt 1899-1993, 2008, 150.

Stadttheater, vor 1900...
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