Baumgartner

(Baumgärtner, Paumgärtner), Kaufmannsfamilie

Autor: Dr. Katharina Sieh-Burens

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Die möglicherweise aus niederem fränkischen Adel stammenden Baumgartner kamen Ende des 15. Jahrhunderts über Nürnberg nach Augsburg. Hans (I, * 1455 Nürnberg, † 1527 Augsburg) heiratete 1485 Felizitas Rehlinger und begründete damit die Augsburger Linie. Warenhandel, Bergbau (vor allem in Tirol) und Geldgeschäfte vor allem mit den Habsburgern waren Fundament eines der größten Vermögen im Spätmittelalter. Beteiligte sich u. a. 1498 gemeinsam mit den Fuggern und Gossembrot am ersten deutschen Kupfersyndikat und finanzierte 1505 neben den Welser u. a. die Indienfahrt. Mitglied der Zunft der Kaufleute, 1505-1516 als Zwölfer im Rat, Mehrer und kaiserlicher Rat (1502). Seine Kinder heirateten ausnahmslos Angehörige reicher Kaufmannsfamilien (u. a. Fugger und Welser).

    Die Leitung des Familienunternehmens übernahm nach seinem Tod der Sohn Hans (II, * 1488 Augsburg, † 1552 Schwabmünchen), der nach Kaufmannslehre in Italien, Frankreich und England 1512 Regina Fugger geheiratet hatte. Unter seiner Führung vergrößerte sich noch die Bedeutung des Handelshauses, vor allem die finanziellen Beziehungen zu den Habsburgern und das Engagement im Tiroler Bergbau wurden verstärkt. Auf vielen Gebieten waren die Baumgartner schärfste Konkurrenten der Fugger. Hans (II) war 1520-1536 Mitglied im Großen Rat. 1537 Nobilitierung (’Freiherr von Baumgarten, Konzenberg, Hohenschwangau und Erlach’), 1538 Aufnahme ins Patriziat. Seine Kinder heirateten vor allem Landadelige, u. a. eine Nichte Christoph von Stadions. Der Aristokratisierungstendenz der Familie entsprach seit etwa 1530 ein gezielter Erwerb ländlicher Herrschaften. Hans (II) unterhielt Kontakte mit Humanisten (u. a. Erasmus von Rotterdam), wirkte als Kunstmäzen und war ein leidenschaftlicher Anhänger der alten Kirche. Als er angesichts des Schmalkaldischen Krieges die Stadt verließ, wurden seine Güter konfisziert. Nach seiner Rückkehr 1548 Mitglied des Geheimen Rats. Nach seinem Tod übernahmen seine Söhne Hans Georg und David die Geschäftsleitung.

    Die Abtretung der Tiroler Bergwerksanteile an die Herwart 1553 leitete einen Vermögensverfall ein, an dessen Ende der durch den Zusammenbruch des Handelshauses Hörbrot verursachte Bankrott (1562) stand, zu dessen Hauptgläubigern David Baumgartner zählte. David (* 1517 Augsburg, † April 1567 Gotha), 1548/49 Bürgermeister, 1549 kaiserlicher Rat, 1550/51 im Geheimen Rat, war seit 1547 verstärkt in kaiserlichen Diensten tätig. 1551 Beteiligung an der Verfassungsreform in Kaufbeuren. 1552 Aufgabe des Augsburger Bürgerrechts. 1553 Vermittler zwischen Sebastian Schertlin von Burtenbach und dem Kaiser. 1565/66 Vermittler Wilhelms von Grumbach am Kaiserhof. 1566 in der Reichsacht wegen Teilnahme an der fränkischen Adelsverschwörung um Grumbach. 1567 Gefangennahme und Enthauptung in Gotha. Sein Bruder Hans Georg (* 1515 Augsburg, † 1570) kam als Bürge des verschuldeten Bruders in Augsburger Schuldhaft. Kurz nach seiner Entlassung 1570 gab er das Augsburger Bürgerrecht auf und starb wenig später. Mit den Söhnen Davids und Hans Georgs, die ebenfalls Adelige heirateten, starb die Augsburger Linie aus.
  • Baumgartnerstraße (1879, Bahnhofs- und Bismarckviertel, Amtlicher Stadtplan K 9/10).

Literatur:

Paul von Stetten, Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichsstadt Augsburg, 1762, 195-198

Friedrich Ortloff, Geschichte der Grumbachischen Händel, 1868-1870

Wilhelm Krag, Die Paumgartner von Nürnberg und Augsburg, Diss. München 1914

Jakob Strieder, Zur Genesis des modernen Kapitalismus. Forschungen zur Entstehung der großen bürgerlichen Kapitalvermögen am Ausgange des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit, zunächst in Augsburg, 21935, 44-50

Karl Otto Müller, Quellen zur Handelsgeschichte der Paumgartner von Augsburg, 1955

Neue deutsche Biographie 1, 1953, 663-665

Bosls bayerische Biographie, 1983, 48 f.

Hans Baumgartner (I)