Theaterleben
Autoren: Rüdiger Heinze, Redaktion
Stand/Quelle/Datum: 25.8.2009
- Nach geistlichen Erbauungsstücken mit Chören (Ende 15. Jahrhundert), Schauspiel- und Komödienpflege durch die Meistersinger in Kirchen und Gasthöfen (Mitte 16. Jahrhundert) und teilweise öffentlichen Schultheater-Aufführungen (16. Jahrhundert; St. Salvator, Gymnasium bei St. Anna) ist der Beginn eines Theaterlebens im eigentlichen Sinn mit der Errichtung des ’Meistersingerstadels’ am Lauterlech 1665 anzusetzen. Ein 1776 an gleicher Stelle errichtetes Theater (Stadttheater) bot Auftrittsmöglichkeiten auch für gastierende Theatergesellschaften, im 18. Jahhundert etwa die Truppen Brenners, Peruzzis, Schikaneders und Zamperinis, die das Augsburger Publikum u. a. auch mit Opern-Novitäten bekannt machten. Mozarts ’Don Giovanni’ erklang bereits im Uraufführungsjahr 1787, 1791 folgte die ’Entführung aus dem Serail’ und 1793 ’Die Zauberflöte’. 1803 wurde Carl Maria von Webers frühe Oper ’Peter Schmoll’ in Augsburg uraufgeführt. Seit 1834 erhielt das Theater am Lauterlech von der Stadt regelmäßig höhere Zuschüsse. 1853-1858 machte Friedrich Engelken, der herausragende Theaterdirektor Augsburgs im 19. Jahrhundert, das Publikum mit ’Tannhäuser’ und ’Lohengrin’ (Wagner) und ’Ernani’ und ’Troubadour’ (Verdi) bekannt. 1860 Einrichtung eines ’Sommertheaters’ am Schießgraben. 1877 Eröffnung des neuen Stadttheaters am Alten Einlass mit Beethovens ’Fidelio’. 1886 bzw. 1887 fanden die deutschen Erstaufführungen von Ibsens Theaterstücken ’Gespenster’ und ’Rosmersholm’ in Augsburg statt. Wagners Ring-Tetralogie wurde um 1900 mehrmals neuinszeniert. In der knapp 25-jährigen Intendanz Carl Häuslers ab 1903, während der sich das Theater 1919 als kommunaler Betrieb etablierte, stand neben den großen Opern der Spätromantik (d’Albert, Strauss, Schreker, Pfitzner) auch neues Musiktheater (Hindemith, Weill, Krenek, Brand, Korngold, Stephan) auf dem Spielplan. Anfang der 1920er Jahre mehrjährige Spartenauflösung von Operette und Schauspiel aufgrund finanzieller Probleme. Guten Ersatz boten Gastspiele der Münchner Kammerspiele, ungenügend blieben die Aufführungen der Bayerischen Landesbühne. 1929 erste Aufführungen auf der Freilichtbühne mit Max Mells ‘Nachfolge-Christi-Spiel’. 1932-1934 kurze Blütezeit des Balletts unter Aurell von Milloss. Das 1938/39 umgebaute Stadttheater wurde 1944 total zerstört; nach vorläufigen Spielstätten in Komödie (Gignouxhaus) und Ludwigsbau Wiedereröffnung des Stadttheaters 1956 mit ’Figaros Hochzeit’. Weitere Theateraktivitäten nach 1945: Kurhaustheater (1945-1949 Operette; seit 1996 populäres Sprech- und Musiktheater, Konzerte, Kleinkunst), Augsburger Puppenkiste (seit 1948), Junges Theater Augsburg (als Kinder- und Jugendtheater seit 1998 in Nachfolge der 1984 gegründeten 'Spielküche'), S'ensemble Theater (zeitgenössisches Theater seit 1998/2000), studentisches Theater der Universität (z. B. Anglisten-, Germanisten-, Romanistentheater); darüber hinaus bestehen zahlreiche Laienspielgruppen (Volks- und Bauerntheater).
Literatur:
Friedrich August Witz, Versuch einer Geschichte der theatralischen Vorstellungen in Augsburg, 1876
50 Jahre Stadttheater Augsburg, 1927
Stadttheater Augsburg, 1956
Rudolf Paul Lang, Theater auf Trümmern in Augsburg, Diss. 1986
Franz Krautwurst / Wolfgang Zorn, Bibliographie des Schrifttums zur Musikgeschichte der Stadt Augsburg, 1989
Theater in Augsburg 1981-1991, 1992
Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil 1, 22001, 997-1027.