St. Salvator

Jesuitenkolleg mit Gymnasium und Lyzeum

Autoren: Dr. Wolfram Baer, Dr. Josef Mančal

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Als 1579 Christoph Fugger ohne Erben starb, stifteten die Söhne seiner verstorbenen Brüder aus dem Erbe 30.000 Gulden zur Gründung eines Jesuitenkollegs. Das Kapital war bestimmt für eine Schulanstalt sowie zum Unterhalt von 15 Jesuiten, die Schüler in 4-5 Klassen unterrichten sollten. Nach der Schenkung von acht Häusern entlang der heutigen Jesuitengasse durch Philipp Eduard und Octavian Secundus Fugger 1580 konnte mit dem Bau des Kollegs begonnen werden. Grundsteinlegung am 1.2.1581, Eröffnung des Gymnasiums am 16.10.1582, Weihe der Kirche am 1.5.1584. Kolleg und Schule, in der ohne Entgelt auch Nichtkatholiken unterrichtet wurden, erlebten eine wechselvolle Geschichte, bis Papst Clemens XIV. 1773 den Jesuitenorden aufhob. Am 20.5.1776 entband der zuständige bischöfliche Kommissar die Augsburger Jesuiten von ihren Gelübden; sie arbeiteten nun als Weltpriester. Das Kolleg bestand zunächst weiter, bis es am 10.7.1807 offiziell geschlossen wurde; das Lyzeum wurde mit dem Dillinger Lyzeum, das Gymnasium mit dem evangelischen Gymnasium bei St. Anna zusammengelegt; die ehemaligen Jesuiten mussten die Stadt verlassen. Aus dem Vermögen wurde 1808 der Katholische Studienfonds gebildet. Die Gebäude von Kolleg und Gymnasium fanden als Kaserne, die Kirche als Reitschule Verwendung (Garnison). 1872 wurde die Kirche abgebrochen. Heute erinnert an das Jesuitenkolleg nur noch der ehemalige Festsaal der Marianischen Kongregation, der sog. Kleine Goldene Saal. Die Bedeutung des Jesuitenkollegs lag zunächst in der Durchführung der katholischen Reform in der überwiegend protestantischen Stadt. Im 17./18. Jahrhundert bildete es einen Hort der alten Kirche, der mit Schule, Theater und Kontroverspredigt starke und nicht unumstrittene Wirkung auch bei Protestanten zeigte. Im Dienste der Vermittlung christlich-humanistischer Bildung wirkten hier hervorragende Gelehrte wie Jakob Bidermann, Jakob Pontanus und Matthäus Rader. Unter den Schülern des Kollegs sind zahlreiche bedeutende Musiker, die nach 1661 im neugegründeten Seminar St. Joseph ausgebildet wurden, wie Matthias (II) Kelz, Johann Paul Agricola, Johann Ernst Eberlin und Leopold Mozart. Agricola, Johann Melchior Gletle, Anton Praelisauer, Johann Andreas Joseph Giulini, Michael Demmler, Matthäus Fischer u. a. steuerten mehrfach Musik zu Schul- oder Kongregationsbühnenstücken bei.
  • Jesuitengasse (Historische Bezeichnung, Georgs- und Kreuzviertel, Amtlicher Stadtplan I, K 8).

Literatur:

Placidus Braun, Geschichte des Kollegiums der Jesuiten in Augsburg, 1822

Die Jesuiten und ihre Schule St. Salvator in Augsburg, 1982

Peter Rummel, Katholisches Leben in der Reichsstadt Augsburg (1650 - 1806), in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 18 (1984), 40-42, 112-119

Theodor Rolle, Geschichte des Kleinen Goldenen Saals in Augsburg, in: ebd. 24 (1990), 131-147

Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 264-267

Paul Berthold Rupp, Die Schüler des Augsburger Jesuitengymnasiums, 1994

Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Sachteil, 1, 21994, 1009 f

Wolfgang Wüst, Das Fürstbistum Augsburg, 1997, 343-351.