Kurhaustheater
(Klausenberg 6)
Autoren: Dr. Peter Stoll, Günther Grünsteudel
Stand/Quelle/Datum: 20.8.2009
- In den 1880er Jahren erweiterte Johann Friedrich Hessing seine ’Orthopädische Heilanstalt’ in Göggingen um eine Kuranlage am Klausenberg, mit deren Planung er den langjährig für ihn tätigen Architekten Jean Keller beauftragte. Zentrum der von einem Park umgebenen Anlage mit vorgelagerten, heute nur noch teilweise erhaltenen Ökonomiegebäuden war das Ziegelbauweise und Glas-Eisenkonstruktion verbindende Kurhaustheater (’Gesellschaftshaus mit Wintergarten’) mit seiner in Neurenaissance-Formen gehaltenen Fassade, das am 25.7.1886 mit der Operette ’Nanon, die Wirtin zum Goldenen Lamm’ (Richard Genée / Franz Zell) eröffnet wurde. Großflächige Fenster, Oberlichter und von schlanken Säulen getragene, filigran ornamentierte gusseiserne Emporen lassen den lichtdurchfluteten Raum leicht und schwerelos wirken. Der Bau, ein bedeutendes Denkmal deutscher Ingenieurbaukunst, war von Anfang an mit moderner Bühnentechnik, elektrischer Beleuchtung und zentraler Warmwasserversorgung ausgestattet. Das damals 500 (heute: 360) Besucher fassende Kurhaustheater sollte den Unterhaltungsbedarf der gehobenen Schichten decken und bot zu diesem Zweck, das Angebot des Stadttheaters (Theater Augsburg) ergänzend, Hessings wohlhabenden Patienten wie auch der Augsburger Bevölkerung Theateraufführungen und andere Veranstaltungen (daneben Wintergarten und Wandelhalle der Kuranstalt). Der Theaterbetrieb während der Sommersaison (v. a. Operetten und Singspiele) wurde von den Direktoren auf eigenes Risiko organisiert. Als nach 1918 die aristokratisch-großbürgerliche Klientel der Hessingschen Anstalt ausblieb, musste 1925 der Theaterbetrieb eingestellt werden. Das Kurhaustheater wurde jetzt verstärkt für Tanzveranstaltungen und (seit 1942) auch als Kino genutzt. 1945-1949 produzierte die ’Neue Musikbühne’ Ralph Maria Siegels hier Operetten; anschließend bis 1963 wieder Kino. 1971 wurde der Veranstaltungsbetrieb eingestellt. 1972 bemühte sich der Besitzer, eine Baufirma, um die Genehmigung zum Abbruch. Im selben Jahr legte ein Brand die ursprüngliche Innengestaltung, die nach Umbauten der 1940er und 1950er Jahre kaum mehr erkennbar war, frei. Anfang 1974 erwarb die Stadt das seit 1973 denkmalgeschützte Kurhaustheater; erste Maßnahmen zur Sicherung der Bausubstanz bis 1980; ab 1988 Sanierung und Rekonstruktion des historischen Bestands. Das am 1.2.1996 wiedereröffnete Kurhaustheater wird heute als ‚Parktheater Augsburg’ von einem privaten Betreiber für populäres Sprech- und Musiktheater, Konzerte, Kleinkunst etc. genutzt und steht darüber hinaus auch für andere kulturelle Veranstaltungen offen. Eigentümer ist der Zweckverband Kurhaus Augsburg-Göggingen (Mitglieder: Stadt Augsburg und Bezirk Schwaben).
Literatur:
Das Kurhaustheater in Augsburg-Göggingen, 1982
Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 284-286
Vergangenheit für die Zukunft entdeckt, das Kurhaus in Augsburg-Göggingen, 1996
Constanze Wolf, Das Gögginger Kurhaustheater, 1996
...der feenhafte Musentempel – das Kurhaus in Augsburg-Göggingen, 1999
Deutsches Bühnen-Jahrbuch 113 (2005), 44 f.