Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
(Schaezlerstraße 25)
Autoren: Dr. Helmut Gier, Redaktion
Stand/Quelle/Datum: 21.6.2013
- 1537 erhielt der Rektor des 1531 gegründeten Gymnasiums bei St. Anna, Sixt Birck, vom Rat den Auftrag, eine Auswahl aus den Bibliotheken der infolge der Reformation leerstehenden Bettelordensklöster zu einer städtischen Büchersammlung zu vereinigen. Die Personalunion zwischen Leitung des Gymnasiums und der Bibliothek blieb 335 Jahre bis 1872 bestehen. Die Bibliothek erhielt sofort einen festen Etat zur Anschaffung neuer Werke; ihr Ruhm gründete sich lange Zeit auf kostspieligen Ankäufen (z. B. 99 griechische Handschriften 1543/44 in Venedig) und den Leistungen bedeutender Gelehrter unter den Stadtbibliothekaren auf den Gebieten des Sammelns, Erschließens und Edierens von Werken griechischer Autoren im Zeichen des Späthumanismus. Hieronymus Wolf veröffentlichte 1575 den ersten gedruckten Handschriftenkatalog einer öffentlichen Bibliothek, den David Hoeschel 1595 in erweiterter Form herausbrachte. 1562 und 1563 wurde von Bernhard Zwitzel im Annahof ein eigenes freistehendes Bibliotheksgebäude errichtet, das erste deutsche in der Neuzeit überhaupt. 1600 erschien der erste gedruckte Gesamtkatalog von Georg Henisch, der erste einer deutschen öffentlichen Bibliothek, mit 8500 Titeln, dem 1633 eine neue Ausgabe von Elias Ehinger mit 11.000 Titeln folgte. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit wurde die Bibliothek vom Rat nur unzureichend gefördert, bedeutendste Bereicherung war die mehr als 2000 Bände umfassende Büchersammlung von Lukas Schröck. Bei der Mediatisierung 1806 wurden die wertvollsten Handschriften und 335 Inkunabeln und Frühdrucke nach München überführt. Zum Ausgleich wurde Augsburg Sitz einer schwäbischen Provinzial- oder Kreisbibliothek, die 1810 mit der Stadtbibliothek vereinigt wurde. Seit dieser Zeit führte die Bibliothek den Doppelnamen Kreis- und Stadtbibliothek. 1810 wurde sie durch die Bibliothek des Jesuitenkollegs St. Salvator (10.000 Bde.) bereichert, 1811 kamen über 42.000 Bde. aus Augsburger Klosterbibliotheken und die Bibliothek des Anna-Kollegs, 1817 mehrere tausend Bände aus Eichstätter Bibliotheken und zwischen 1818 und 1835 wertvolle Bestände aus einer Reihe ostschwäbischer Klöster hinzu. Der Bestand der Vereinigten Königlichen Kreis- und Stadtbibliothek betrug nun über 100.000 Bde. Bis 1891 erfolgte die Anschaffung neuer Bücher aus Mitteln der Stadt Augsburg, des bayerischen Staates und des Kreises Schwaben und Neuburg. Im Zusammenhang mit den Verhandlungen zur Finanzierung des neuen, 1893 bezogenen Bibliotheksgebäudes (Fritz Steinhäußer) an der Schaezlerstraße wurde geregelt, dass die Stadt wieder alleiniger Unterhaltsträger wurde. Der Staat behielt die Eigentumsrechte an den Säkularisationsbeständen und den aus seinen Mitteln erworbenen Büchern und leistete in Zukunft nur noch verhältnismäßig geringe Zuschüsse. 1941 erhielt die Bibliothek ihren heutigen Namen. Die schweren Luftangriffe auf Augsburg überstand die Staats- und Stadtbibliothek ohne nennenswerte Verluste. Als Regionalbibliothek für Bayerisch-Schwaben ist sie bestrebt, das Schrifttum über diesen Landesteil möglichst lückenlos zu sammeln, seit 1911 hat sie das Pflichtexemplarrecht für Amtsdruckschriften aus dem Regierungsbezirk Schwaben, seit 1987 erhält sie auch die von Verlagen in Bayerisch-Schwaben herausgebrachten Druckwerke. Die Gesamtbestandszahl beträgt heute rund 450.000 Bände. Mit 3600 Handschriften, darunter 1000 mittelalterliche Codices, rund 2800 Inkunabeln, annähernd 30.000 Titeln aus dem 16. und über 30.000 aus dem 17. Jahrhundert gehört die Staats- und Stadtbibliothek zu den größten deutschen spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Sammlungen. Die bis dahin fast ausschließlich städtisch finanzierte Bibliothek wurde am Anfang Dezember 2012 verstaatlicht, da sich die Stadt Augsburg nicht mehr in der Lage sah, den laufenden Unterhalt sowie dringend notwendige Investitionen zu finanzieren. Die städtischen Bestände bleiben Eigentum der Stadt Augsburg und werden vom Freistaat Bayern als Dauerleihgabe wie seine eigenen Bestände mitverwaltet, so wie bisher die staatlichen Bestände von der Stadt verwaltet wurden.
Literatur:
Georg Caspar Mezger, Geschichte der vereinigten Königlichen Kreis- und Stadtbibliothek in Augsburg, 1842
Fritz Steinhäußer, Augsburg in kunstgeschichtlicher, baulicher und hygienischer Beziehung, 1902, 74-78
Richard Schmidbauer, Die Augsburger Stadtbibliothekare durch vier Jahrhunderte, 1963
450 Jahre Staats und Stadtbibliothek Augsburg, 1987
Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 393-395
Staats und Stadtbibliothek Augsburg, in: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland 11, 1997, 63-92
Homepage ( www.susb-augsburg.de ).