Neidlingen

(von Nidelingen, von Randeck)

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Die ursprünglich wohl edelfreien Herren von Neidlingen (Tecksche Vasallen?) erscheinen im zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts im Besitz der Burg Neidlingen (Landkreis Esslingen), im letzten Drittel benannten sich Zweige der Familie nach den nahegelegenen Burgen Randeck und Lichteneck. Schon im 13. Jahrhundert etablierten sich die Neidlingen-Randeck als eine der führenden Familien des Augsburger Domkapitels; ihr Netzwerk, zu dem auch die verwandten Tumnau, Hochschlitz und Entzberg zählten, stellte über ein Jahrhundert zumeist gleichzeitig mehrere Dignitäre. Als erster Vertreter der Familie im Domkapitel ist 1251-1272 Marquard von Neidlingen († 30.5.1277) nachweisbar, der auch als Chorherr in Sindelfingen aufscheint. Möglicherweise sein Bruder war Ritter Heinrich von Neidlingen († 14.1.), dessen Söhne kurz danach im Domkapitel auftauchen: ab 1276 Magister Heinrich von Neidlingen († 30.5.1280), der 1279/80 als Domdekan wirkte, ab 1294 dann Magister Kraft von Neidlingen († 28.3.1333), 1294-1324 Domscholaster, 1325-1333 Dompropst. Er stiftete 1326 die Agnes-Kapelle im Dom. Der gleichen Generation zuzuordnen ist der ab 1289 im Domkapitel fassbare Magister Eberhard von Neidlingen († 10.6.1305), der 1294-1305 als Domkustos amtierte. Vielleicht ein Bruder des Domdekans Heinrich von Neidlingen war Ritter Konrad von Neidlingen († 28.12.). Sein Sohn Konrad ’von Randeck’ († 12.1.1346) ist ab 1306 im Domkapitel belegt. Als Domkustos (1318-1346) begann er 1321 mit dem gotischen Umbau des Doms. Wohl seinem Einfluss verdankte der Neffe Marquard von Randeck die Aufnahme ins Augsburger Domkapitel (1331). Als dieser 1348 auf das Augsburger Bistum providiert wurde, hatte er keine Probleme, sich gegen Heinrich (III) von Schönegg durchzusetzen, da seine Verwandten, Dompropst Eberhard von Tumnau und Domkustos Heinrich Hochschlitz, über erheblichen Einfluss im Domkapitel verfügten. Auch Marquard protegierte wiederum seine Verwandtschaft. Als Bamberger Dompropst hatte er 1339 seinem Neffen Eberhard von Randeck († 15.3.1396) die Expektanz auf ein Kanonikat verschafft. Später sorgte er für dessen Wahl in das Augsburger Domkapitel, präsentierte ihn als Propst von St. Moritz (1360) und förderte seine Wahl zum Domoblaier (1364). Als Nachfolger von Heinrich Hochschlitz erscheint er ab 1379 als Domkustos. Auch Dr. decr. Marquard von Randeck († 1394), der illegitime Sohn des Bischofs, wurde mit einem Augsburger Kanonikat versorgt. Nach Berufung zum Patriarchen von Aquilea stellte er die Weichen, dass sein Oheim (’avunculus’) Walther von Hochschlitz vom Papst zu seinem Nachfolger ernannt wurde. Sein Neffe Marquard von Randeck († 28.12.1407) wurde Bischof von Konstanz. Nicht geklärt sind die Verbindungen zu dem Teckschen Notar Ulrich von Neidlingen († 2.1.1310) und dem Dekan von St. Moritz Ulrich von Neidlingen († 2.12.).

Literatur:

Monumenta Boica 35 I, 158

Monumenta Germaniae Historica Necr. I, 56, 60, 63 f., 71, 73, 129, 144, 210

Franz Xaver Glasschröder, Markwart von Randeck, 1888

Friedrich Zoepfl, Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Mittelalter, 1955, 295 ff.