Weiß

Kaufmannsfamilie

Autor: Prof. Dr. Mark Häberlein

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Mitglieder der Familie Weiß traten seit Beginn des 16. Jahrhunderts als Großkaufleute in Erscheinung. Ulrich (* 1468, † 1542), seit 1510 verheiratet mit Ursula Imhof, ist um 1514 als Safranhändler in L'Aquila nachweisbar. 1539 war er als Zunftmeister der Kaufleute Mitglied des Kleinen Rates und Steuermeister. Sein Sohn Anton (* 1518, † 1575) führte das Unternehmen 'Ulrich Weiß sel. Erben' fort. In den 1550er Jahren sind zahlreiche Wechselgeschäfte der Firma mit Venedig, in den 1570er Jahren auch Beziehungen nach Leipzig, Antwerpen und Lyon belegt. Leonhard (* 1503, † 1547), ein Vetter Antons, gewährte in den 1530er Jahren König Ferdinand I. teilweise in Zusammenarbeit mit Hans (II) Baumgartner mehrere grö­ßere Darlehen. 1535-1544 gehörte er zu den Geschäftspartnern der Fugger in Hall (Tirol), Wien und Antwerpen. Nach seinem Tod wurde das Unternehmen über zwei Jahrzehnte lang von seiner Witwe Anna Volz erfolgreich geleitet, ehe es 1568/69 an ihre Söhne David (* 1531, † 1593), Elias (* 1536, † 1581), Daniel (* 1540, † 1596), Jonas († 1586) und Tobias überging. Die Firma betätigte sich u. a. im Wiener Ochsenhandel (um 1560) und beteiligte sich 1569-1587 mit Wolfgang Paler an der Pacht der Kupfergruben in Neusohl (Slowakei). Elias, der mit einer Tochter Leonhard Welsers verheiratet war, hielt sich 1569 im Auftrag der Gesellschaft Christoph Welsers in Hamburg auf, wo er Kontakte zur englischen 'Company of Merchant Adventurers' knüpfte; Tobias übersiedelte nach Wien. Die Witwe Davids, der 1580 15.000 fl für wohltätige Zwecke gestiftet hatte, gehörte 1604 zu den größten Augsburger Steuerzahlern, doch das Familienunternehmen wurde offenbar bereits vor 1600, vermutlich mangels Nachkommen, aufgelöst.
  • Einer anderen Familie entstammte der reiche Kaufmann Martin Weiß (I, † 1525), dessen Adoptivsohn Martin (II, eig. Moritz Meixner) 1529-1547 Zwölfer der Salzfertigerzunft und ein wichtiger Befürworter der Reformation in Augsburg war. Seine Witwe Barbara Vetter stiftete 1568 über 12.000 fl für philanthropische Zwecke.
  • Weißstraße (Oberhausen-Süd, Amtlicher Stadtplan I 7); Weiße Gasse (Historische Bezeichnung, Lechviertel, Jakobervorstadt-Süd, Amtlicher Stadtplan K 9), benannt nach Leonhard Weiß, der hier ab 1532 eine ganze Häuserzeile besaß.

Literatur:

Christoph J. Haid, Historische Nachweise über die ursprüngliche Benennung aller Straßen, Plätze, […] etc. in der Kreis-Hauptstadt Augsburg, 1833, 116

Roth 1, 136

2, 8

Anton Werner, Die örtlichen Stiftungen für die Zwecke des Unterrichts und der Wohltätigkeit in der Stadt Augsburg, 1899, 37, 39

Josef Hagl, Entwicklung des Augsburger Großkapitals […] 1540-1618, München Diss. 1924, 144

Karl Otto Müller, Welthandelsbräuche, 1934, 44

Jakob Strieder, Zur Genesis des modernen Kapitalismus. Forschungen zur Entstehung der großen bürgerlichen Kapitalvermögen am Ausgange des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit, zunächst in Augsburg, 21935, 147

Christel Warnemünde, Augsburger Handel in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts und dem beginnenden 17. Jahrhundert, 1956, 143, 161

Götz von Pölnitz, Anton Fugger, 1958-1986

Hermann Kellenbenz, Wirtschaftsleben der Blütezeit, in: Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 21985, 277

Christina Dalhede, Zum europäischen Ochsenhandel, 1992, 24, 60, 105

Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts, 1996, 897-910.