Seld
Autoren: Ulrich Kirstein, Günther Grünsteudel
Stand/Quelle/Datum: 18.2.2011
- 1) Jörg (Georg), * um 1448 Augsburg, † 1526/27 Augsburg, Goldschmied. Sohn eines Bierbrauers. 1478 erstmals in den Augsburger Steuerbüchern erwähnt, Meisterrecht wohl um dieselbe Zeit. Arbeitete seit 1486 für St. Ulrich und Afra und die Stadt Augsburg, für die er hauptsächlich Prunkgeschirre schuf, die vom Rat als Ehrengeschenke in Auftrag gegeben wurden. Außerdem arbeitete er für das Fürststift Kempten und das Domkapitel Brixen. Bekannt wurde er durch den sog. Seld-Plan der Stadt Augsburg (Stadtpläne), den er 1521 wahrscheinlich nach venezianischem Vorbild ausführte. Die Umzeichnung für den Holzschnitt fertigte Hans Weiditz. Hauptvertreter der Augsburger Goldschmiedekunst am Übergang von der Hochgotik zur Renaissance. Sein Hauptwerk, der Silberretabel des Augsburger Doms, ist nicht erhalten.
- 2) Nikolaus, † 1514 Augsburg, Goldschmied. Bruder von 1). Überliefert sind ein silbernes Behältnis des Ulrichskreuz-Reliquiars (1494, St. Ulrich und Afra , Kirchenschatz) und die Silberringe am Elfenbeinstab von Abt Reginbald (1494).
- 3) Georg Sigismund, * 21.1.1516 Augsburg, † 26.5.1565 Wien, Jurist, Reichsvizekanzler. Sohn von 1) aus dessen dritter Ehe mit Priscilla Schaller. Schulzeit in Augsburg. Studierte ab 1531 Rechtwissenschaft in Ingolstadt, ab 1534 in Padua und Bologna und danach noch zwei Jahre in Bourges. 1538 Promotion zum Dr. iur. in Bologna. 1540 Rat Bischof Philipps von Freising († 1541). Ab 1541 nacheinander Rat Herzog Ludwigs X. und Herzog Wilhelms V. von Bayern. Seit 1547 zunächst kommissarischer, seit Mai 1551 wirklicher Reichsvizekanzler Kaiser Karls V., Ferdinands I. und Maximilians II.
- Seldstraße (Am Schäfflerbach, Amtlicher Stadtplan L 8/9), benannt nach der Familie Seld.
Literatur:
Allgemeine deutsche Biographie 33, 1891, 673-679
Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler 30, 1936, 475
Norbert Lieb, Jörg Seld, 1947
Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 6, 1958, 38-87
Bosls bayerische Biographie, 1983, 720 f.
Welt im Umbruch 1, 1980, 115 f.
Neue deutsche Biographie 24, 2010, 212-215.