Mülich

Hektor, * 1418/30, † Mitte Oktober 1489/90 Augsburg, Kaufmann, Chronist

Autor: Prof. Dr. Georg Kreuzer

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Entstammte einer angesehenen Augsburger Kaufmannsfamilie. 1445 schon volljährig, erscheint er 1457-1489 in den Steuerbü­chern. 1465-1486 Ratsherr, bekleidete mit Ausnahme des Bürgermeisteramts alle zentralen Ratsämter. 1466 erstmals als Zunftmeister der Kramer bezeugt. In erster Ehe mit Ottilie Konzelmann, in zweiter mit Anna Fugger verheiratet. Sprach sich 1478 bei Kaiser Friedrich III. massiv für die Zulassung von Augsburger Bürgern ins Domkapitel aus. 1450 Pilgerfahrt nach Palästina. Seine literarischen und historiographischen Neigungen hatte er wie sein Bruder Georg wohl von Großvater Johann Mülich geerbt. Zunächst nur als Illustrator bei den literarischen Versuchen seines Bruders beteiligt, vollendete er im Juni 1457 eine Abschrift von Sigmund Meisterlins lateinischer Stadtchronik in deutscher Fassung, die er bis 1456 fortsetzte. Diese Arbeit kann als Vorstudie zu seiner eigenen großen, in deutscher Sprache abgefassten Stadtchronik von 1348-1487 gelten. Anders als bei Reichs- und Weltchroniken bilden in Mülichs Darstellung nicht die Regierungszeiten der Herrscher das Einteilungs- und Gliederungsprinzip, sondern die politische Situation der Stadt Augsburg. Der Chronist berichtete nur dann vom König, wenn er in Augsburg weilte oder Maßnahmen ergriff, die sich auf die Stadt auswirkten. In seinen Urteilen zu innerstädtischen Fragen nahm Mülich die Position des Patriziats ein.
  • Mülichstraße (Bleich und Pfärrle, Amtlicher Stadtplan K 8).

Literatur:

Dieter Weber, Geschichtsschreibung in Augsburg, 1984

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 6, 21987, 738-742

Neue deutsche Biographie 18, 1997, 303.