Hainzel
(Haintzel), Patrizierfamilie
Autor: Inge Keil
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Im 14. Jahrhundert um den Bodensee und im Allgäu nachweisbar. Heinrich aus Memmingen wurde 1463 Ulmer Bürger. Seine Söhne Peter und Johann, Kaufleute mit größerem Vermögen, heirateten 1498 bzw. 1506 Augsburger Patrizierinnen. Johann († 1543) war 1536 Stadtpfleger in Augsburg. Die 1538 ins Patriziat aufgenommenen Hainzel erwarben verschiedene Landgüter und stellten insgesamt neun Ratsmitglieder. Ende des 17. Jahrhunderts starb die Familie aus. Die bedeutendsten Hainzel waren die Söhne von Johann, Johann Baptist (1524-1581) und Paulus (1527-1581). Beide waren Schüler des Gymnasiums bei St. Anna und studierten in Basel, Tübingen und Wittenberg. Sie förderten die Wissenschaften, besonders die Astronomie, u. a. auch Tycho Brahe während seines Augsburger Aufenthalts (Sternwarte, Mondkrater). Johann Baptist war 1558-1567, Paul 1568-1580 Bürgermeister; Paul saß 1559-1580 im Kleinen Rat; Johann Baptist gehörte 1568-1581 dem Geheimen Rat an und war als evangelischer Oberkirchen- und Schulpfleger 1580 maßgeblich an der Gründung des Anna-Kollegs beteiligt. Achilles Pirmin Gasser machte er Urkunden für dessen Chronik zugänglich. Während des Kalenderstreits wurden 1584 zwei seiner Söhne der Stadt verwiesen: Johann Heinrich konnte aus der Gefangenschaft in Günzburg nach Zürich fliehen, Johann Baptist d. J. kam nach einem Aufenthalt in Ulm 1595 zurück nach Augsburg. Im Kreuzgang bei St. Anna befinden sich die Epitaphien der Hainzel und die, welche sie ihren Lehrern Sixt Birck, Hieronymus Wolf, Georg Henisch und David Hoeschel setzen ließen. Zur Familie gehörte auch der Maler Johann Ferdinand Hainzel (* 1621 Augsburg, † 1671 Augsburg)
Literatur:
Paul von Stetten, Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichsstadt Augsburg, 1762, 226-229
Augsburger Barock, 1968, 195 f.
Welt im Umbruch 1, 1980, 362-364
Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts, 1996, 221-226.