Garb

Kaufmannsfamilie

Autor: Prof. Dr. Mark Häberlein

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Die aus Genf stammenden Brüder Anton († 1616) und Jakob Garb († 1626) wanderten Ende des 16. Jahrhunderts nach Augsburg zu. Anton mietete 1595 zusammen mit seinem Geschäftspartner Simon Wial ein Handelshaus in Frankfurt und besuchte in den folgenden Jahren regelmäßig die dortige Messe. Ließ sich seit 1599 sein Haus beim Weinstadel von Elias Holl völlig umbauen. Anfang des 17. Jahrhunderts gelang den reichen Garb jeweils in zweiter Ehe die Einheirat ins Patriziat: Anton heiratete 1606 Veronika Rehm, Jakob 1615 Euphemia Welser. 1618 verlegten Jakob und die Söhne Antons Weber im mitteldeutschen Leinengebiet. Im 30jährigen Krieg wurde die Firma von Antons Söhnen Anton (II, † 1665), Johann Baptist († 1634) und Emanuel († 1667) weitergeführt. Im 17. Jahrhundert schlossen sie Heiratsverbindungen mit führenden protestantischen Familien wie den Sulzer, von Stetten und Schnurbein. Jakob Emanuel (* Wien, † 13.3.1744), ein Enkel Emanuel Garbs, erhielt 1694 ein kaiserliches Privileg für die Herstellung von Silberdraht in Augsburg. Er hatte zunächst ein Monopol auf den Absatz seiner Produkte in den österreichischen Erblanden, trat die Manufaktur nach heftigen Angriffen der Konkurrenz aus Sachsen, Nürnberg und Genf jedoch 1697 an seinen Onkel Michael Garb († 1713) und M. P. Ulstett ab. Ging daraufhin wieder nach Wien, kehrte aber später mit dem Titel eines kaiserlichen Residenten nach Augsburg zurück. 1715 von Kaiser Karl VI. mit seinem Bruder, dem kaiserlichen Kammerjuwelier Johann Karl Garb, in den Adelsstand und 1722 in den Freiherrenstand erhoben. 1743 errichtete er eine mit Grundbesitz dotierte Stiftung, die neben Garbs eigener Familie auch evangelischen Hausarmen und dem protestantischen Kirchen- und Schulwesen zugute kommen sollte (Stiftungsvermögen Ende des 19. Jahrhunderts: 228.277 Mark). Die angesehene Stellung, die die Garb noch in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts innehatten, demonstriert die Eheschließung Johann Nikolaus Garbs mit einer Tochter Johann Adam Lieberts (1755); seine Tochter Johanna Friederike heiratete einen Sohn Johann Heinrich von Schüles (1780).

Literatur:

Die Selbstbiographie des Elias Holl, 1873, 22

Anton Werner, Die örtlichen Stiftungen für die Zwecke des Unterrichts und der Wohltätigkeit in der Stadt Augsburg, 1899

Alexnader Dietz, Frankfurter Handelsgeschichte 3, 1921, 311

Wolfgang Zorn, Handels- und Industriegeschichte Bayerisch-Schwabens 1648-1870, 1961

Friedrich Blendinger, Augsburger Handel im 30jährigen Krieg, in: Wirtschaftskräfte und Wirtschaftswege 2, 1978, 295

Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 21985, 276 f., 461

Bernd Roeck, Elias Holl, 1985, 37, 61-66

Thomas Bauer, Das Messequartier Augsburger Kaufleute in Frankfurt am Main, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 84 (1991), 49-54

Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts, 1996, 173-175.