Lieber
Kaufmanns- und Patrizierfamilie
Autor: Dr. Peter Geffcken
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- 1367-1593 in Augsburg nachweisbar; Herrenstube (Stubenzettel 1416); 1559 Aufnahme ins Patriziat. Obwohl das Bürgerbuch 1367 für einen ’Eberhard Lieber jun.’ Giengen als Herkunftsort nennt, sprechen Indizien für eine ursprüngliche Herkunft der Familie aus Esslingen. Ab 1376 erscheinen in den Quellen die Brüder Eberhard († 1432/33), Heinrich († 1391/92), Seitz († 1424/25) und Johann († 1380/82), 1383 noch ihr Vetter ’Eberlin Lieber’ († 1420/ 21). Auf sie gehen die verschiedenen Zweige der Familie zurück, wobei sich für die frühen Lieber durchgängig Zugehörigkeit zur Salzfertigerzunft belegen oder erschließen lässt. Seitz sowie Heinrich und seine Nachkommen sind um 1430 aus den Quellen verschwunden. Bald darauf dürften auch die Söhne Eberlins abgewandert sein, obwohl sie noch länger Grundbesitz in Augsburg versteuerten. Der bedeutendste der Brüder war der reiche Salzfertiger Eberhard Lieber, der 1395-1422 wichtige Ratsämter verwaltete und 1405 als Stadtpfleger amtierte. Er lässt sich als Mitglied der Herrenstube erschließen, auch wenn sein Name im fragmentarischen ’Stubenzettel’ von 1416 fehlt. Sein einziger Sohn Hans († vor 1478) musste im Zusammenhang mit der Ermordung seines Schwiegervaters Sebastian (I) Ilsung Augsburg verlassen und wurde 1428 in Ulm als Patrizier ins Bürgerrecht aufgenommen. In der 2. Hälfte der 1430er Jahre war die Familie in Augsburg nur noch durch Albrecht Lieber († 1436/37), wohl ein Sohn Johanns, vertreten. Seine Nachkommen, 1457 auf der Herrenstube belegt, wanderten Anfang des 16. Jahrhunderts ab. Der 1557 als Konsul im Fondaco dei Tedeschi (Venedig) erwähnte Narziss Lieber († 1593) aus der Ulmer Linie erwarb 1559 durch Heirat mit einer Herwart Augsburger Bürgerrecht und wurde als Ulmer Patrizier auch in Augsburg ins Patriziat aufgenommen.
Literatur:
Eduard Zimmermann, Augsburger Zeichen und Wappen, 1970, 1722-1724, 1840
Fritz Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396-1521, 1995, München Diss. 1983, 143, Anh. 6-185
Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts, 1996, 469 f.