Dendrich

(Gendrichingen, Tendrichingen), Kaufmannsfamilie

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1337-1504 in Augsburg nachweisbar; Herrenstube (Stubenzettel 1416). Wahrscheinlich Anfang 14. Jahrhundert aus Genderkingen (Landkreis Donauwörth) zugewandert. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts treten Ulrich (I, † 1400) und Johann Dendrich deutlicher hervor: 1365 werden sie als städtische Söldner genannt, wohl der gleiche Johann amtiert 1387-89 als Stadtvogt. Der eigentliche Aufstieg der Familie vollzog sich unter Ulrich. Selbst schon mit Patriziern verschwägert (Ilsung II), ist für den ältesten Sohn dann patrizisches Konnubium (Gossembrot) belegt. Als Kramer offenbar im Venedighandel aktiv; lieferte 1378 der Stadt Salpeter, 1388 Seide. Versteuerte 1396 ein Anschlagvermögen von 3120 fl (14. Stelle). Zählte nach 1368 zu den führenden Augsburger Zunftpolitikern, 1371 erstmals zum Stadtpfleger gewählt. Sein eigentlicher Erbe wurde der dritte Sohn Georg (I, † 1431/32), da Ulrich (II, † 1391/92), Stephan († 1391/1419) und Jos († 1406/07) relativ früh und ohne männliche Erben starben. 1403 Vertreter der Kramerzunft im Rat, zählte Georg in den 1420er Jahren zum engeren Führungszirkel und amtierte 1427 und 1428 als Stadtpfleger. Venedighandel ist für ihn sicher bezeugt. 1413 bat der Rat die venezianische Regierung, Georg Dendrich bei der Wiedererlangung von Waren behilflich zu sein, 1421 erscheint er in den Geschäftsbüchern der Soranzo als Käufer von Baumwolle; Belege für seine Aktivitäten als Barchentverleger in den Nördlinger Pfandbüchern. In Augsburg als Lieferant von Seide (1428) und Salpeter (1429) nachweisbar. 1428 mit einem Anschlagvermögen von 11.040 fl an dritter Stelle der Steuerzahler. Beim frühem Tod des ältesten Sohnes Georg (II, † 1431) wurde das Vermögen durch Erbteilung zersplittert. Nach Abfindung der Schwestern verblieb Ulrich (III, † 1495/96) ein Anschlagvermögen von ca. 3500 fl, das sich aber schon bald reduzierte. Wenn überhaupt als Kaufmann tätig, so war Ulrich also wenig erfolgreich. Ab 1437 im Rat fassbar, zählte er seit den 1450er Jahren zum engeren Führungszirkel, 1457 Stadtpfleger 1462, während seiner Amtszeit als Baumeister, wurde ihm Unterschlagung öffentlicher Gelder nachgewiesen: er verlor die bürgerlichen Ehren und das Recht, Waffen und vornehme Kleider zu tragen, und durfte die Stadt nicht verlassen. Der gesellschaftlichen Ächtung folgte der wirtschaftliche Niedergang der Familie. 1485 versteuerte er gerade noch ein Anschlagvermögen von 100 fl. Die Söhne Hieronymus, Jakob und Bernhard verschwinden schon bald aus den Quellen; nur Ambrosius († 1504/05?), der 1493 zu Anhausen saß (Verwalter der Schmucker?), blieb Augsburger Bürger. Mit ihm verschwindet die Familie 1505 endgültig aus den Quellen.

Literatur:

Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert 5, 283

22, 73, 398 f.

Henry Simonsfeld, Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig und die deutsch-venetianischen Handelsbeziehungen 2, 1887, 58

Heinrich Sieveking, Aus venezianischen Handlungsbüchern, in: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 26 (1902), 223

Hektor Ammann, Die Nördlinger Messe im Mittelalter, in: Aus Verfassungs- und Landesgeschichte. Festschrift für Theodor Mayer 2, 1955, 296

Eduard Zimmermann, Augsburger Zeichen und Wappen, 1970, 2383

Fritz Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396-1521, 1995, München Diss. 1983, 142, 196, Anh. 6-123.