Raid

Silvester, † 14.11.1558 Wiener Neustadt, Jurist, Fuggeragent

Autor: Prof. Dr. Mark Häberlein

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Zunächst Notar (1535) und Spitalschreiber (1538) in Augsburg, seit Ende 1538 für Anton Fugger tätig: 1539/40 Verhandlungsführer mit dem dänischen König, 1541 Inspizient von Bergwerken in Norwegen und Schweden. Knüpfte während seiner Nordeuropaaufenthalte enge Verbindungen zum Hof Herzog Albrechts von Preußen, den er mit politischen Nachrichten aus der Fuggerzentrale, aber auch mit neuer Kirchenmusik versorgte. Schied Ende 1541 aus Fuggerschen Diensten aus und arbeitete als Anwalt. Nach Aufhebung der Zunftverfassung Stadtschreiber in Donauwörth, wo er als engagierter Protestant 1552 auf kaiserlichen Druck hin entlassen wurde. Trat in die Dienste des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, dessen Rentmeister er wurde. Als der Markgraf 1553 wegen wiederholten Landfriedensbruchs aus seinem Territorium vertrieben wurde, versuchte Raid, Geld und Truppen für dessen Rückkehr aufzubringen, weshalb er sich 1554 am französischen Hof aufhielt. Zum Verhängnis wurde Raid sein Bündnis mit den fränkischen Rittern Wilhelm und Hessel von Grumbach, mit denen zusammen er Überfälle auf Augsburger Kaufmannszüge und Boten aus Venedig plante. An diesen Plänen war auch Raids langjähriger politischer Verbündeter Georg Fröhlich beteiligt. Raid wurde im Mai 1558 in Donauwörth verhaftet und im November in Wiener Neustadt hingerichtet. Gleichermaßen fähiger Diplomat und skrupelloser Hazardeur, gehört er zu den schillerndsten Figuren der Reformationszeit.

Literatur:

Friedrich Roth, Silvester Raid, der Brand-, Proviant- und spätere Rentmeister des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, und Georg Frölich [...], in: Archiv für Reformationsgeschichte 9 (1911/12), 1-36

Götz von Pölnitz, Anton Fugger 2-3, 1963-1986

Mark Häberlein, Brüder, Freunde und Betrüger, 1998, 207-215.