Neuhofer
Kattundruckerfamilie
Autor: Prof. Dr. Mark Häberlein
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Der Augsburger Goldschlager Georg Neuhofer (* 10.12.1660, † 29.2.1735) führte nach zwei Erkundungsreisen durch England und Holland 1688/89 mit seinem Bruder, dem Tuchscherer Jeremias, und einem Färber den Kattundruck nach ’englisch-holländischer Manier’ und die Technik des Krapprot-Färbens in Augsburg ein (Kattunfabriken). 1693 erwarb Georg drei Häuser (Lit. A 557-559) im Lechviertel, in denen vermutlich die Werkstatt der Brüder eingerichtet wurde, und die sich noch 1773 in Familienbesitz befanden. Neuhofers Bemühungen um ein kaiserliches Privileg für die von ihm ausspionierte Drucktechnik scheiterten zwar, veranlassten aber den Augsburger Rat, die Zahl der Druckergerechtigkeiten auf 16 zu begrenzen. Während Jeremias bereits 1701 die Stadt verließ, weil er sich überschuldet hatte, begründete Georg eine Druckerdynastie, die von Georg Abraham (* 28.2.1697, † 1773?), der bereits 1716 im Steuerbuch als Goldschlager und Kattundrucker erscheint, erfolgreich weitergeführt wurde. Er erwarb weiteren Grundbesitz, legte eine neue Bleiche an und beschäftigte 1739 über 100 Arbeiter. 1735-1767 konnte er seinen Umsatz von 36.000 auf 217.600 fl steigern, geriet dann aber in finanzielle Schwierigkeiten. 1775-1779 bedruckte die nunmehr von Georg Christian Neuhofer geleitete Manufaktur über 10.000 Augsburger Kattune jährlich und nahm in diesem Zeitraum rund 13,6 % der Augsburger Kattunproduktion ab. 1788 ging sie in den Besitz von Franz Xaver Debler über.
- Neuhoferstraße (Links der Wertach-Nord, Amtlicher Stadtplan H, I 7), benannt nach Georg Neuhofer (Gedenktafel Vorderer Lech 49).
Literatur:
Pius Dirr, Augsburger Textilindustrie im 18. Jahrhundert, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 37 (1911), 30
Peter Fassl, Konfession, Wirtschaft und Politik. Augsburg 1750-1850, 1988, 144-153, 424
Claus-Peter Clasen, Textilherstellung in Augsburg in der Frühen Neuzeit 2, 1995.