Exerzierplatz
Autor: Dr. Peter Stoll
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Bis zum Ende der Reichsstadt wurden für das Exerzieren und für die Schießübungen von Stadtgarde, Bürgermilitär und Kreiskontingent vor allem der Rosenauberg (Rosenau) und die Siebentischwiesen (Siebentischanlagen) genutzt, wohl auch der zwischen der heutigen Schwimmschul- und Langenmantelstraße gelegene sogenannte Kleine Exerzierplatz (Plärrer), der von der bayerischen Armee nach 1806 wohl nicht als solcher genutzt wurde. In den Militär-Katastern als ’Glacis oder sogenannter Stadtpflegeranger zwischen dem Klinker- und dem Gögginger Thor’ bezeichnet, wurde er ab 1823 wechselnden Pächtern überlassen und 1866 an die Stadt abgetreten. Die benachbarte Festwiese vor dem Klinkertor hingegen war nach Ansicht der Militärverwaltung zwar geeignet für Übungen, doch war die Nutzung dieses Platzes, da städtisches Eigentum, stets mit Schwierigkeiten verbunden. Ein neuer Exerzier- und Paradeplatz entstand unmittelbar nach dem Übergang Augsburgs an Bayern, als der Domfriedhof aufgelassen, benachbarte Gebäude (u. a. St. Johannes; Dompfarrei) abgebrochen und das so entstandene Freigelände mit dem bischöflichen Fronhof vereinigt wurde. Diese Anlage war Anlass für zahlreiche Beschwerden u. a. des Magistrats und des bischöflichen Ordinariats; in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde sie stufenweise an die Stadt zurückgegeben und in eine Grünanlage umgewandelt. Kurz nach 1806 beanspruchte das bayerische Militär auch die sogenannte ’Unebene’ nordwestlich der Altstadt als Exerzierplatz. Dieses heute von Langemarck-, Sommestraße und Westfriedhof begrenzte Gelände hatte in der Vergangenheit als Aufmarsch- und Lagerplatz fremder Heere wiederholt eine wichtige Rolle gespielt, wurde aber seit dem Mittelalter als Weideland genutzt, so dass es aufgrund alter Weiderechte zu Streitigkeiten kam, als Bayern 1807 einen Großteil dieses Geländes in den sogenannten Großen Exerzierplatz umwandeln ließ. Auf dem nach dem Ersten Weltkrieg vorübergehend nicht mehr militärisch genutzten Areal wurden Mitte der 1930er Jahre mehrere Kasernenkomplexe errichtet, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den US-Streitkräften belegt wurden (Garnison).
Literatur:
Neue Augsburger Zeitung, 29.3.1930
L. Dürrwanger, Der Augsburger Exerzierplatz, in: Der Schwäbische Postbote 69 (1935), 356 f.
Jürgen Kraus, Das Militärwesen der Reichsstadt Augsburg, 1980
R. Braun, Augsburg als Garnison und Festung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Aufbruch ins Industriezeitalter 2, 1985, 65-78
Denis A. Chevalley, Der Dom zu Augsburg, 1995, 13.