Augsburger Passionslied
Autor: Dr. Rolf Schmidt
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Romanisch-volkssprachlicher Text (10. Jahrhundert; Stadtarchiv Augsburg, Urkundensammlung 5/2) auf dem Vorsatzblatt eines Matthäus-Kommentars. Das Pergamentblatt enthält u. a. einen eigenhändigen Schenkungsvermerk des Straßburger Bischofs Erkanbald (965-991) an die dortige Domkirche und den Entwurf einer Urkunde des Augsburger Bischofs Embrico vom 29.6.1067, der eine Schenkung an das Stift St. Peter am Perlach bezeugt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war das Buch samt Vorsatz nach Augsburg gelangt. Während die genannte Urkunde mehrfach untersucht und ediert wurde, ist der romanische Text erst 1977 entdeckt worden: ’Mit (den) Dornen werden sie sein Haupt schlagen, und mit den Lanzen werden sie seine Seite durchstoßen, und ans Kreuz werden sie ihn hängen. Und mit dem Essig werden sie ihn tränken, so schwer ist es zu sagen, und ans Kreuz werden sie ihn hängen’. Vorlage des Textes ist eine lateinische Bearbeitung der ’Oracula Sibyllina’ mit einer Prophetie über die Passion Christi. Das Augsburger Passionslied ist als einer der ältesten romanisch-volkssprachlichen Texte zu werten und steht in einer Reihe mit den Straßburger Eiden (842), der Eulalia-Sequenz (spätes 9. Jahrhundert), dem Jonas-Fragment (frühes 10. Jahrhundert) und der Passion Christi und dem Leodegar-Lied (frühes 11. Jahrhundert).
Literatur:
Helmut Berschin / Walter Berschin / Rolf Schmidt, Augsburger Passionslied, ein neuer romanischer Text des X. Jahrhunderts, in: Lateinische Dichtungen des X. und XI. Jahrhunderts, 1980, 251-279
Brnhard Bischoff / S. Theodola, Eine Beschreibung des Paradieses (8. Jahrhundert?), in: Anecdota novissima, 1984, 57-79
Walter Berschin, Erkanbald von Straßburg, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 134 (1986), 3-20
Helmut Berschin / Walter Berschin, Mittellatein und Romanisch, in: Zeitschrift für romanische Philologie 103 (1987), 1-19
G. Hilty, La 'Passion d'Augsbourg', in: Mélanges de philologie et de littérature médiévales offerts à Michel Burger, 1994, 231-243
Ders., Les plus anciens monuments de la langue occitaine, in: Cantarem d'aquestz trobadors, 1995, 25-45.