Archimedes

287 v. Chr. Syrakus (Sizilien), † 212 v. Chr. ebenda, Mathematiker, Physiker, Ingenieur

Autor: Matthias Brandl

Stand/Quelle/Datum: 7.9.2009

  • Sohn des Astronomen Phidias von Syrakus. Laut Bell war er „an Körper und Geist“ Aristokrat. Sein aristokratisches Wesen drückte sich in der ehrlichen Verachtung all seiner praktischen Erfindungen auf dem Gebiet der Mechanik aus. Obwohl er auf diesem Gebiet eines der größten Genies überhaupt war und man Bücher füllen könnte mit seinen Verdiensten um die angewandte Mechanik, stellen sie seine Beiträge zur reinen Mathematik völlig in den Schatten. Seine bedeutendsten Schriften befassen sich mit der Zahl π; ihre Bedeutung beruht nicht nur auf den Rechenergebnissen, sondern auch auf der Neuheit der Methode. Bei der Eroberung von Syrakus durch die Römer im Jahr 212 v. Chr. wurde er Valerius Maximus zufolge von Soldaten erschlagen, während er geometrische Figuren in den Sand zeichnete. Dort findet sich auch der berühmte Satz „Störe meine Kreise nicht“ („Noli, obsecro, istum circulum disturbare“).

    Im Oberen Fletz des von Elias Holl 1615-1620 erbauten Augsburger Rathauses finden sich vier große Leinwandgemälde von Johann Freyberger (1620-1623). Dasjenige an der Nordostwand, eine Allegorie auf das Bauwesen, zeigt Archimedes im Gespräch mit König Hiero von Syracus und rechts von ihnen Elias Holl. In seiner „Curia Augustanae reipublicae“ (1657) beschreibt Matthäus Sendel das Bild folgendermaßen: „Vor der Bawstuben ist ein grosse Tafel, darauff gemahlen der König Hiero von Syracus, darbei stehet der Kunstreiche Bawmeister und Erdtmesser Archimedes; Dise sehen zugleich auff einen wol außgebawten Thurn hinauff, beynebens stehet ein anderer Thurn, so einfallen will, darauff deutet Archimedes, als wollte er sagen: Extra lineam, Das ist: Diser Thurn muß fallen, dann er stehet Krumb, und ausser der rechten Linien deß Richtscheidts. Nebenzu ligen underschidliche Werckzeug, als Winckelmaß, Bleywaag, Maßstab, Richtscheidt, etc. Hinder dem König unnd Archimede, stehn etliche Werckmaister mit ihrem Werckzeug, darunter befindet sich auch Elias Holl Bawmeister dises Rathauses.“ Aufgrund dieses Gemäldes bezeichnet Roeck Elias Holl als einen „zweiten Archimedes“ und „Meister der Geometrie und der mechanischen Künste. […] Sein Werkzeug sind Zirkel und Verstand, nicht Kelle und Brecheisen.“

Literatur:

Matthäus Sendel, Curia Augustanae reipublicae, 1657

Eric Temple Bell, Die großen Mathematiker, 1967, 37 f.

Renate von Walter, Das Augsburger Rathaus, 1972, 51

Valerius Maximus, Facta et dicta memorabilia / Denkwürdige Taten und Worte, 1991

Marek Kordos, Streifzüge durch die Mathematikgeschichte, 1999, 82 ff.

Heinz-Wilhelm Alten u. a., 4000 Jahre Algebra, 2003, 74 ff.

Bernd Roeck, Elias Holl – ein Architekt der Renaissance, 2004, 96.