Hans Frei: Topografie - Geologie - Gewässer - Geographische Lage - Klima - Raumnutzung
von Hans Frei
Augsburg liegt inmitten des nördlichen Alpenvorlandes, das die Alpen vom Genfer See bis Wien begleitet und in mannigfacher Hinsicht unter deren Einfluß steht. Die Fernwirkung der Alpen kommt in Augsburg und im Umland vor allem im geologischen Aufbau, in der Gestaltung des Reliefs und in den Klimaverhältnissen zum Ausdruck. Die natürlichen Gegebenheiten haben die historisch-geographische Entwicklung der Stadt und ihres Umfeldes beeinflußt, aber nicht determiniert. Entscheidend für die Entfaltung und Gestaltung der Stadt waren stets die Ziele und Ansprüche, die im Rahmen des politisch-ökonomischen Geschehens an den Naturraum gestellt wurden. Die seit Jahrtausenden wirksame Tätigkeit der Men schen hat folglich die natürlichen Gegebenheiten wie Boden, Vegetation und Wasserhaushalt stark verändert.
Topographie und Geologie
Topographisch gesehen liegt Augsburg auf einem leicht erhöhten Geländesporn im Mündungszwickel der Alpen flüsse Lech und Wertach. Die beiden Talzüge bilden die Nahtstelle zweier unterschiedlicher Teillandschaften. Im Osten reicht das Tertiär-Hügelland, ein von feinkörnigen Kiesen, Sanden und Tonen aufgebauter Sockel, den zahlreiche Flüsse und Bäche zu einem Hügelland mit weit geschwungenen Höhenzügen und sanft gewellten Kuppen ausgeformt haben, an das Lechtal heran. Dieses Gebiet ist weder von Gletschereis erreicht noch von großflächigen Schmelzwasserablagerungen überdeckt worden. Im Westen bestimmen langgezogene, von Süden nach Norden sanft abfallende Höhenzüge das Relief. Sie werden von schmalen, muldenförmig eingeschnittenen Tälchen oder breiten kastenförmigen Tälern voneinander getrennt. Die Höhenrücken und die Talböden werden auf weite Strecken von eiszeitlichen Schotterablagerungen bedeckt, während an den Hängen das Tertiärmaterial des Untergrundes in Form von Sanden und Mergeln zutage tritt. Aus der Höhenlage, der Staffelung und der Ausdehnung der Schotterflächen läßt sich ein kompliziertes System von verschieden alten Ablagerungs- und Abtragungszonen erschließen, die im Rhythmus von Warm- und Kaltzeiten entstanden sind. Zwischen den Hügelländern im Osten und Westen erstrecken sich von Süden nach Norden als eigene natur räumliche Einheit die breiten Talzonen von Lech und Wertach. Sie trennen und verbinden die beiden Landschaften zugleich.
Durch besondere Umstände läßt sich im Augsburger Raum das Wirken mehrerer Eiszeiten nachweisen. Schotter der Biber-, Donau- und Günzeiszeiten liegen auf den Höhenrücken im Westen, jüngere Schotter der Riß- und Würmeiszeit in den breiten Tälern von Lech und Wertach. Beide Talfurchen sind von mächtigen Schmelzwasserströmen während der letzten beiden Eiszeiten ausgeräumt worden. Sie werden getrennt von einem 8-10 m höheren Geländestreifen, der sog. Hochterrasse, die von einer 2-4 m dicken Lößlehm-Schicht bedeckt wird. Sie verschmälert sich nach Norden zu einer beiderseits steil abfallenden Landzunge. Auf der Ostseite ist ein schmaler 4-6 m tiefer liegender Geländestreifen, die sog. Haunstetter Niederterrasse, angegliedert. Nördlich des Zusammenflusses von Lech und Wertach setzt sich auf der Westseite eine weitere lehmbedeckte Hochterrasse fort, sie trennt das breite Lechtal vom Schmuttertal. In die Talfüllungen aus Kies und Sand haben sich Lech und Wertach entsprechend ihrer Ero sionskraft, vor allem seit der Regulierung im 19. Jahrhundert, eingeschnitten und kleine Terrassenstufen angelegt. Der flache Geländesporn zwischen Lech und Wertach bot günstige natürliche Voraussetzungen für Siedlung, Wirtschaft und Verkehr. Hier sind die frühesten Spuren von der Anwesenheit des Menschen innerhalb des Stadtgebietes nachgewiesen.
Für die Siedlungsgeschichte maßgebend war vor allem der aus kleinsten Bodenteilchen zusammengesetzte Löß auf der Augsburger Hochterrasse. Er entstand während der Staubstürme in der Würmeiszeit, als die feinen Ab lagerungen der ausgetrockneten Flußbetten ausgeweht und auf den mit lockerer Tundrenvegetation bestandenen Hochflächen abgesetzt wurden. Wegen seiner feinporigen Struktur und infolge seines hohen Kalkgehaltes gibt der Löß einen ausgezeichneten, fruchtbaren Ackerboden ab, den die von Feldbau und Viehhaltung abhängigen Siedler seit der jüngeren Steinzeit besonders bevorzugt haben. Als günstig für die Rodungs- und Siedlungstätigkeit erwies sich der Bestand an lichten Eichen-Hainbuchenwäldern, während die hochwasserge fährdeten Talauen mit ihrem urwaldartigen Bewuchs aus Grauerlen, Eschen und Ulmen nach der Rodung eher zur Nutzung als Wiese und Weide geeignet waren. Die Waldarmut der weit räumigen Ebenen sowie die Flurnamen 'Hochfeld' oder 'Augsburger Feld' sind Hinweise auf die konti nu ierliche landwirtschaftliche Nutzung. Lediglich insel- und band artige Restbestände der einstmals großen zusammenhängenden Auwälder haben sich entlang der Ufer von Lech und Wertach erhalten. Vereinzelt treten auch noch typische Bruchwälder an verschiedenen Bachläufen in Erscheinung ('Friedberger Au', 'Obermoos'). Eine Besonderheit stellt die Wolfzahnau unmittelbar am Zusammenfluß der beiden Hauptflüsse mit ihren vielfältigen feuchten und trockenen Waldgesellschaften dar.
Gewässer
Die Ebenheiten mit ihren besonderen landschaftsprägenden Elementen boten günstige Voraussetzungen für Siedlung, Gewerbe und Verkehr. Ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Raumnutzung waren die hydrographischen Gegebenheiten, verursacht durch die geologische Situation. Der lehmig-sandige Untergrund bot Rohstoffe für das Baumaterial aus Lehm und Ziegeln. Da im näheren Umkreis kein massives Baugestein ansteht, herrschte in Augsburg bis ins 20. Jahrhundert der verputzte Ziegelbau vor. Zahlreiche Ziegeleien entlang der Hochterrasse deckten jahrhundertelang den Bedarf. Der Tertiärsockel bildet eine stauende Unterlage für die von Süd nach Nord gerichteten Grundwasserströme. Sie treten am Rande der Hochterrasse und an der Grenze von tertiären und quartären Schichten zutage und wurden teilweise in Schöpfbrunnen und Wasserbecken gefaßt. Für die Versorgung der Stadt mit Trink- und Brauchwasser spielten diese Quellhorizonte eine weit wichtigere Rolle als die schwer zu bändigenden Flüsse. Vor allem das Lechtal mit den 8-10 m mächtigen Geröllschichten vermag große Wassermengen zu speichern, die in zahlreichen Quellen im Talboden, vor allem in der 'Meringer Au', austreten. Seit Jahrhunderten wird das Wasser in offenen Kanälen in die Stadt geleitet. Mit dem Anwachsen des Gewerbes im 14. und 15. Jahrhundert erhöhte sich der Wasserbedarf für die vielen Mahl-, Schleif-, Polier-, Säg-, Öl- und Papiermühlen, für Hammerwerke und Stampfen. Mit Lechanstichen und Wehrbauten bemühte man sich, die Wasserversorgung zu sichern und zu erweitern. Die Flüsse dienten über Jahrhunderte auch als Transportwege; vor allem der Lech hatte für die Versorgung Augsburgs mit Bau- und Brenn material eine erhebliche Bedeutung. Diesem Wasserreichtum setzte der Rat der Reichsstadt zum 1600jährigen Gedenken der Stadtgründung bleibende Denkmäler in Form der prächtigen Figurenbrunnen entlang der Maximilianstraße. Am Beckenrand des Augustusbrunnens finden die wichtigen Gewässer (Lech, Wertach, Singold, Brunnenlech) mit zwei männlichen und zwei weiblichen Gestalten eine bildhafte Verkörperung.
Die Nachbarschaft zu den Flüssen wirkte sich nicht nur als Segen, sondern oft auch als Bedrohung aus. Vor den massiven Eingriffen der Wasserbautechnik und der Festlegung des Flußlaufes zwischen Hochwasserdämmen im 19. Jahrhundert pendelte das Wasser auf der mehrere 100 m breiten Talsohle hin und her, brach Uferränder ab und schüttete Kiesbänke auf. In dem steten Kampf um die Nutzung und zum Schutz gegen das Wasser blieben auch Auseinandersetzungen mit den Nachbarn nicht aus, denn das Umland gehörte anderen Landesherren. Die Lech- und Wertachauen waren bischöfliches Territorium, der Lechstrom selbst stand unter der Hoheit der bayerischen Herzöge. Verträge und Geldzahlungen regelten die Wasserversorgung und die Ufersicherung, bis 1806 das gesamte Gebiet Bestandteil des Königreichs Bayern wurde.
Dem Wasserreichtum widmete Wilhelm Heinrich Riehl, der scharfsinnige Beobachter von Land und Leuten, in seinen Augsburger Studien (1859) ein besonderes Loblied: 'Die rätselhaften Wasserzüge dieses Tafellandes sind ein wahrer Lustgarten für den Beobachter. Innerhalb der alten Stadtgrenze von Augsburg, kaum eine Stunde wegs lechaufwärts, entspringen gut ein Dutzend kleiner Bäche inmitten der Lechniederung, fast auf gleicher Höhe und in der nächsten Nachbarschaft des Flusses, und laufen dann höchst eigensinnig unter sich und mit dem Hauptfluß parallel, oft kaum auf einen Büchsenschuß Abstand, durchkreuzen und verwirren sich und bilden so wieder neue Bäche. Ähnlich ist es auf der Wertachseite mit der Singold und ihrer Bachfamilie. Nur auf dem mäßigen Raume des Augsburger Stadt gebietes war gleichzeitig eine solche Sammlung und Zerspaltung des Wasserlaufes möglich.'
Als dieser Text im Druck erschien, waren die Wasserläufe bereits zur entscheidenden Energiequelle für die Industrialisierung der Stadt geworden. Mit der Erfindung der Wasserturbine (1827) nämlich ließ sich der Wirkungsgrad der zahlreichen wassergetriebenen Mühlen um
80 % erhöhen. Schlagartig verbesserten sich damit die Standortbedingungen für das aufkommende Großgewer be, vor allem für die Textilproduktion. Die Fabrikgründungen von 1830 bis 1865 entstanden fast ausnahmslos an Lech- und Wertachkanälen außerhalb der Altstadt und in den damals selbständigen Nachbargemeinden Göggingen, Haunstetten, Pfersee und Oberhausen. Damit entwickelten sich ständig wachsende Industriebezirke im Osten, Westen und Norden der Stadt, während im Süden, wo auf der Hochterrasse keine Antriebskräfte zur Verfügung standen, eine Lücke verblieb, die später von Kasernen, Wohnsiedlungen und vom Flugplatz besetzt wurde.
Lage im geographischen Großraum
Eine wichtige Rolle für die Entwicklung und Entfaltung der Stadt spielte stets die verkehrspolitische Lage im Großraum. Entscheidend für den Aufstieg Augsburgs als Zentralort der römischen Provinz Rätien war die Erschließung des nördlichen Alpenvorlandes durch alte und neue Verkehrsverbindungen und den Ausbau eines Straßennetzes. Als Baumaterial diente jeweils der anstehende Gesteinsuntergrund, also Geröll und Sand. Zwar gab es keine zwingenden topographischen Determinanten für einen Straßenknoten Augsburg, doch haben verschiedene geographische Besonderheiten des Umlandes diese Funktion begünstigt. Im Nord-Süd-Verkehr, der in römischer Zeit naturgemäß von den Alpenübergängen seinen Ausgang nahm, bildeten die Talzüge von Lech und Wertach entscheidende Leitlinien. Für den Ost-West-Verkehr waren die von Süd nach Nord gerichteten Fluß läufe und die parallel verlaufenden Höhenzüge eher Hindernisse. Vor allem die Überquerung der Alpenflüsse mit ihren breiten Schotterbetten und verzweigten Flußarmen bereitete beträchtliche Schwierigkeiten. Für den Übergang des Lechs war deshalb die Talzone vor der Einmündung der Wertach günstiger als nach der Vereinigung der beiden wasserreichen Flüsse. Diesem Umstand verdankt Augsburg die Funktion eines Brückenkopfes. Sie wurde durch weitere naturräum liche Gegebenheiten gefördert. Zwischen der hügeligen Jungmoränenlandschaft im Südosten, dem eiszeitlich überformten Relief im Westen und den großen Mooren (Donauried, Donaumoos) im Norden konnte der Ost-West-Verkehr über Augsburg einen trockenen Korridor benutzen. Ihm folgte die römische Fernstraße zwischen Salzburg und Straßburg ebenso wie die mittelalterlichen Handelswege, die neuzeitlichen Chausseen und die im 19. Jahrhundert entstehende Eisenbahnlinie München-Stuttgart.
Wie stark der Verkehrswert eines Standortes von den politischen Ereignissen abhängt, zeigt die Augsburger Stadtentwicklung im Laufe des Mittelalters. Nach dem Zusammenbruch der römischen Limesgrenze schrumpf te die einstmals von Tacitus gepriesene 'glanzvolle Kolonie' zu einer bescheidenen Siedlung. In den Stürmen der Völkerwanderung sicherte das Christentum mit einem frühen Bischofssitz und vor allem mit der Pilgerstätte zum Märtyrergrab der hl. Afra die Kontinuität einer überörtlichen Funktion. In der Karolingerzeit (746-911) wird mehrfach Augsburgs strategische Bedeutung im süddeutschen Raum festgestellt. Allerdings kam der Ort wegen der Randlage im alemannischen Stammesgebiet nicht als Hauptort des schwäbischen Herzogtums in Betracht.
Als im Zeitalter der salischen und staufischen Kaiser und Könige (1024-1268) mit der Italienpolitik und den Kreuzzügen die Zugänge nach Südeuropa wichtig wurden, sicherte die Verkehrsanbindung an die Alpenübergänge die überregionale Bedeutung Augsburgs und stärkte die Stadtentwicklung. Mit der Ausweitung der europäischen Fernhandelswege im 15. und 16. Jahrhundert schließlich wuchs Augsburg zu einer der größten Städte des Reiches heran, das Stadtbild wurde durch neue Bautätigkeit entscheidend umgestaltet. Die Ver lagerung wichtiger Fernhandelswege an den Atlantik,
die Entstehung der Territorialstaaten und die damit verbundene Grenzziehung minderten die Verkehrsbedeutung in der Folgezeit. In den Schatten der Verkehrsentwicklung geriet die Stadt im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen eines neuen Verkehrsträgers, der Eisenbahn. Jetzt kam auch die für Augsburg einst wichtige Flößerei auf Lech, Wertach und Donau zum Er liegen.
Im 20. Jahrhundert kamen neue Verkehrsmittel hinzu. Da Augsburg an das überregionale Netz des Flugverkehrs und der Wasserstraßen keinen Anschluß gefunden hat, kommt im Zeitalter des Kraftfahrzeugs den Straßen verbindungen erhöhte Bedeutung zu. Der Ausbau leistungsfähiger örtlicher, regionaler und überregionaler Verbindungen hat das Erscheinungsbild, die Ausdehnung und Nutzungsstruktur der Stadt erheblich beeinflußt und verändert.
Klima und Witterung
Unter Klima versteht man den durchschnittlichen Zustand der Atmosphäre, der sich aus dem Zusammenwirken der Klimaelemente Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchte, Niederschlag, Sonnenschein, Bewölkung und Wind als Mittelwert ergibt. Als Wetter bezeichnet man den augenblicklichen, als Witterung einen länger andauernden Zustand. Das Verhalten der Klimaelemente wird entscheidend beeinflußt von Klimafaktoren wie geographische Lage, Höhenlage des Ortes über dem Meeresspiegel und Relief.
Die klimatischen Verhältnisse Augsburgs sind gekennzeichnet durch die geographische Breitenlage zwischen der subtropischen Hochdruckzone im Süden und der subpolaren Tiefdruckrinne im Norden. Dazu kommt der für ganz Mitteleuropa gültige Übergangsbereich vom atlantischen, feucht gemäßigten Maritimklima im Westen zum trockenen, extremeren Kontinentalklima des Ostens. In dieser Klimazone vollzieht sich ganz jährig der Austausch von Luftmassen, der häufig wechselnde Wetter- und Witterungsverhältnisse zur Folge hat. Neben den sehr kurzfristigen Zustandsänderungen gibt es auch längere Feuchte- oder Trockenperioden sowie Hitze- und Kältewellen. Einen starken Einfluß übt die Lage Augsburgs inmitten des nördlichen Alpenvorlandes aus. Durch Stau- und Föhnwirkungen des Ge birges ergeben sich Unterschiede zu anderen Gebieten Süddeutschlands. Da innerhalb des Stadtgebietes und des näheren Umlandes nur Höhenunterschiede von
ca. 100 m bestehen, fehlen hier auffallende klimatische Gegensätze. Lokale Gegebenheiten wie Relief, Bewuchs oder Art und Grad der Bebauung bewirken leichte klein räumige Abweichungen. So erhalten die westlichen Höhenrücken bei den vorherrschenden niederschlagsreichen Winden aus westlicher Richtung mehr Regen mengen als der Augsburger Osten. Innerhalb des Stadtgebietes liegen die Temperaturen im Monatsmittel sowie im Tagesmaximum und -minimum höher als im Umland. Diese 'stadtklimatologische' Besonderheit beruht auf den wärmespeichernden Eigenschaften von Asphalt, Beton und Ziegel sowie auf der direkten Wärmeabgabe von Haushalt, Industrie und Verkehr.
Erste Wetteraufzeichnungen in Augsburg gibt es seit 1881. Die Patres im Kloster St. Stephan hielten die Meßdaten für Luftdruck, Temperatur, Windrichtung und Windgeschwindigkeit, Bewölkung und Niederschlag dreimal täglich in den Beobachtungsbüchern fest. 1946 wurde eine synoptische Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes in Augsburg-Kriegshaber (Ulmer Straße 160a) eingerichtet. Seitdem werden alle Wettermeldungen über Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung und -stärke, Sichtweite, Wetterzustand, Höchst- und Tiefsttemperaturen, Bewölkung, Sonnenscheindauer, Niederschlagssummen, Schneehöhe und Erdbodenzustand stündlich erstellt und an den Deutschen Wetterdienst in Offenbach weitergeleitet. 1979 wurde die Station zum Flugplatz Augsburg-Mühlhausen verlegt.
Wetterwirksame Klimadaten sind vor allem Temperatur und Niederschlag. Der Temperaturverlauf ist durch einen ausgeprägten Jahresgang gekennzeichnet. Im langjährigen Mittel ist der Juli mit 17,5 °C der wärmste Monat, während im Januar mit einem mittleren Monatsmittel von -1,3 °C die niedrigsten Temperaturen auftreten. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,2 °C (Mühlhausen), bzw. 8,5 °C (St. Stephan). Maximale Lufttemperaturen über 25 °C (Sommertage) treten durchschnittlich an 35 Tagen auf, wobei der größte Teil auf die Monate Juni, Juli und August entfällt. Temperaturen über 30 °C (heiße Tage) werden im langjährigen Mittel an 5,5 Tagen gemessen. Die Zahl der Frosttage (Temperaturminimum 0 °C) liegt im langjährigen Mittel bei 103,4 und die Zahl der Eistage (Temperaturmaximum 0 °C) bei 30,8 Tagen. Thermalkartierungen haben ergeben, daß es innerhalb des Stadtgebietes sog. Wärmeinseln mit höherem Druck sowohl in der dicht bebauten Innenstadt wie auch in Teilbereichen von Pfersee, Oberhausen und Lechhausen gibt. Erheblichen Einfluß darauf haben die Art und das Maß der Bebauung und die Verteilung von Freiflächen. Der Niederschlag wird in Millimeter angegeben, wobei 1 mm einer Wassermenge von 1 Liter pro m2 entspricht. Die jährliche Niederschlagsmenge betrug an der Station Augsburg-Kriegshaber im langjährigen Mittel (1950-1979) 822 mm. Die höchsten Niederschlagsmengen traten in den Monaten Juni und Juli mit mittleren Werten von 121 mm und 99 mm auf. Die niederschlagsärmsten Monate waren der März (48 mm) und der Dezember (49 mm). Die hohen Werte im Sommer sind in erster Linie auf die ergiebigen Schauer- und Gewitterregen zurückzuführen, ebenso auf die physikalische Gesetzmäßigkeit, daß warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kalte. Diese Tatsache ist für die Vegetation sehr wichtig, denn in der warmen Jahreszeit ist die Verdunstung stark und der Wasserverbrauch der Pflanzen besonders groß. Insgesamt zählt man im monatlichen Durchschnitt 12 Niederschlags tage, d.h. fast an der Hälfte aller Tage kann man Regen erwarten. Schneefall gibt es an durchschnittlich 40-50 Tagen im Jahr.
Der Jahresgang der Temperatur wird bestimmt von der Sonnenscheindauer, die ihrerseits wiederum von der Bewölkung abhängig ist. Dabei ist zu berücksichtigen, daß sich die astronomisch mögliche Sonnenscheindauer im Jahresgang mit der Tageslänge ändert. Mit zunehmender Tageslänge steigt die Sonnenscheindauer an, erreicht aber erst im Juli, wenn der Tag wieder abnimmt, ihr Maximum (8,4 Stunden als mittlere tägliche Sonnenscheindauer). Die relativ geringe Besonnung im Mai und Juni hängt mit der reichlichen Bewölkung infolge der Unbeständigkeit des Wetters in diesen Monaten zusammen. Der trübste Monat im Jahresdurchschnitt ist der Dezember.
Eine wichtige Rolle für das Stadtklima spielt die Schadstoffbelastung der Luft. Sie setzt sich aus Emissionen des Straßenverkehrs, der Industrie sowie der öffentlichen und privaten Feuerungsanlagen zusammen und umfaßt vorwiegend gasförmige anorganische Verbindungen wie CO, SO2, NOX. Ein Emissions- und Immissionska taster des Landesamtes für Umweltschutz dokumentiert, daß sich die Augsburger Verhältnisse trotz einiger Belastungsschwerpunkte wenig von anderen bayerischen Großstädten unterscheiden. Hauptursache der Luftbelastung ist der Individualverkehr. Durch eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und einen konsequenten Vollzug der Umweltgesetze kann die Reinhaltung der Luft und damit auch die Qualität des Stadtklimas verbessert werden. Insgesamt verfügt Augsburg dank der ebenen Lage, der umfangreichen Grünflächen und der stadtnahen Wälder über gute Voraussetzungen zur Luftdurchmischung und Luftverbesserung.
Naturraum und Raumnutzung
Die naturräumlichen Grundlagen des Augsburger Siedlungs- und Wirtschaftsraums sind überwiegend im Laufe des Eiszeitalters entstanden und festgelegt worden. Seit nahezu 6000 Jahren haben die Menschen mit unterschiedlichen Anforderungen den Naturraum genutzt und ihm kulturelle Strukturen aufgeprägt. Tech nische Entwicklungen und zivilisatorische Ansprüche haben das Erscheinungsbild der Landschaft in den letzten 100 Jahren erheblich beeinflußt. Ein Vergleich der topographischen Karten von 1819 und 1983 macht das flächenhafte Wachstum der Siedlungen und die veränderten Nutzungsstrukturen deutlich. Dazu kommen die massiven Eingriffe in den Naturhaushalt durch Fluß regulierungen, Abgrabungen und Aufschüttungen, Straßenbau und Versiegelung der Bodenoberfläche.
Die Gesamtfläche des Stadtgebietes beträgt (1996) 14.692,88 ha. Sie hat im 20. Jahrhundert durch Eingemeindungen erheblich zugenommen. Mit ihnen erhöhte sich nicht nur die Bevölkerungszahl, der Flächenzuwachs hat auch die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten deutlich verbessert. Der höchste Punkt liegt im Spitalwald Bergheim mit 561 m über N.N., der tiefste Punkt am Lech an der nördlichen Stadtgrenze 446 m über N.N.; die Altstadt zwischen Dom und Rathaus liegt 490 m über N.N. 3710 ha, das sind 25,2 % des Stadtgebiets, nimmt der Wald ein. Größere zusammenhängende Waldbestände sind die naturnahen Auwälder entlang von Lech und Wertach und die ausgedehnten Waldungen am westlichen Stadtrand innerhalb der ehemaligen Gemarkung Bergheim. 31,5 % der Fläche werden landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzt, sie verteilen sich im wesentlichen auf die Ebenen des Wertach- und Lech tals. Intensiver Ackerbau prägt die fast baumfreie Hoch terrasse der ehemaligen Gemarkungen Göggingen, Inningen und Haunstetten. Der Grünlandanteil ist in den letzten Jahren überall erheblich zurückgegangen. Die Flächen für fließende und stehende Gewässer machen insgesamt 2,3 % aus. Sie bilden seltene und kostbare Bestandteile der Landschaft in besiedelten und unbesiedelten Bereichen und erfüllen in Verbindung mit dem Uferbegleitgrün wichtige ökologische Funktionen. Die Grünflächen und Freiräume mit insgesamt 5,7 % haben vielfältige Aufgaben für Naturhaushalt, Klima, Freizeit und Naherholung. Dazu kommt ihre stadtgestalterische und landschaftsgliedernde Bedeutung. Neben den öffent lichen Grünanlagen und den Baumbeständen in Parks und entlang der Flüsse erfüllen auch die Spiel- und Sportflächen, die Friedhöfe und die Kleingärten solche Aufgaben. Der Flächenbedarf für Straßen, Wege, Plätze und Eisenbahn beträgt 7,1 %. Die Verkehrsflächen für den örtlichen und überörtlichen Verkehr, insbesondere für den ruhenden Verkehr, haben in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen. Die bebauten Flächen für die Daseinsfunktionen Wohnen, Arbeit und Gewerbe umfassen insgesamt 26,6 % der Stadtfläche. Dazu zählen auch Hofräume sowie Haus- und Ziergärten.
Die den Nutzungsansprüchen ausgesetzten Flächen für Siedlung, Gewerbe, Verkehr, Versorgung und Landwirtschaft machen fast drei Viertel der Stadtfläche aus. Dabei handelt es sich um Gebiete, die im Naturhaushalt nur eine geringe Ausgleichsfunktion erfüllen können und von denen in der Regel Emissionen ausgehen. Um so größer ist die Bedeutung naturnaher Flächen wie Wälder, Parks und Gewässer inmitten einer intensiv genutzten Wirtschaftslandschaft. Eine wichtige Aufgabe haben dabei Biotope wie Feuchtwiesen, Ödlandstreifen, Feldgehölze oder naturnahe Wälder. Sie machen insgesamt 1255 ha aus, verteilt auf ca. 400 Standorte, das sind ca. 8,5 % der gesamten Stadtfläche. Davon liegen ca. 50 % im Naturschutzgebiet Stadtwald. Die für den bebauten Bereich typischen Biotope wie Parkanlagen oder Trok kenstandorte machen 4,3 % aus.