Strauß

Metzger-, Viehhändlerfamilie

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1377 bis ins 16. Jahrhundert in Augsburg nachweisbar; neben den Hörnlin waren die Strauß die zweite große Ratsfamilie der Metzgerzunft, die über ein halbes Jahrhundert eine herausragende politische Rolle spielte. Schon Jakob (I, † 1407/08), das erste (ab 1377) fassbare Mitglied der Familie, ist als Ratsherr bezeugt. 1420 gelangte der älteste Sohn Jakob (II, † 1433) in den Rat, ab 1428 zählte er als Baumeister zum engeren Führungszirkel. 1433 wurde er zum Stadtpfleger gewählt. Den Ratssitz übernahm (belegt 1434) der Bruder Georg (I, † 1447/48). Auch seine Karriere (1443 Baumeister, 1445 Stadtpfleger) endete frühzeitig. Wohl direkt nach dem Tod des Vaters wurde der Sohn Georg (II, * um 1410/15, † 1479) in den Rat gewählt (belegt 1451). 1453-1478 gehörte er fast ohne Unterbrechungen dem engeren Führungszirkel an. Allein siebenmal wurde er regulär zum Stadtpfleger gewählt, weitere 16 Jahre amtierte er als Baumeister, Einnehmer und Siegler. Mit Bartholomäus (IV) Welser zählte er zu den entschiedenen Gegnern von Ulrich Schwarz. Nach dessen Sturz und Hinrichtung wurde ihm 1478 noch einmal das höchste städtische Amt übertragen. Der einzige im 16. Jahrhundert noch blühende Zweig der Familie blieb politisch unbedeutend: 1509 wurde Johann (III, † nach 1524) noch einmal in den Rat gewählt, schied aber schon 1510 wieder aus, als man ihm ein Zolleramt übertrug. Die Strauß werden in den Quellen zwar als Metzger bezeichnet, tatsächlich war die Familie aber Anfang des 15. Jahrhunderts zum Viehhandel übergegangen. Schon Jakob (I) versteuerte ein Anschlagvermögen von 300 fl (1405). Jakob (II) steigerte sich in zwei Jahrzehnten von 120 fl (1408) auf 1200 fl (1428; 155. Stelle), Georg (I) in vier Jahrzehnten von 120 fl (1408) auf 2826 fl (1448; 70. Stelle). Die Brüder trieben gemeinsam Handel mit Ochsen und Schweinen, wobei besonders Aktivitäten am Oberrhein belegt sind (Ochsenhandel). Georg (II), der ein Anschlagvermögen von 2580 fl (1466; 59. Stelle) erreichte, scheint sich nach Beginn der politischen Karriere aus dem Handel zurückgezogen zu haben. Eine Verwandtschaft mit den loder- und brauerzünftigen Strauß ist nicht belegt.

Literatur:

Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert 5, 169

Fritz Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396-1521, 1995, München Diss. 1983, 146, 198, Anhang 61-162

Jörg Rogge, Für den gemeinen Nutzen. Politisches Handeln und Politikverständnis von Rat und Bürgerschaft in Augsburg im Spätmittelalter, 1996.