St. Godehard
Autoren: Prof. Dr. Wilhelm Liebhart, M.A. Michaela Hermann
Stand/Quelle/Datum: 24.01.2010
- (1) Dem hl. Godehard (960-1038), Benediktiner, Abt von Niederaltaich (ab 996) und Bischof von Hildesheim (1022-1038), wurde im Klosterbezirk von St. Ulrich und Afra zu unbekannter Zeit eine Kapelle geweiht. Seit 1277 als Mitpatron dieser Kapelle sicher bezeugt. Die Kapelle selbst ist älter. Außerdem ist ein ursprüngliches Marienpatrozinium überliefert.
- Auf die Kapelle St. Godehard dürfte sich auch die alte Straßenbezeichnung Kappelberg (Lechviertel, Innenstadt, Amtlicher Stadtplan K 9) beziehen.
- (2) Archäologie. Die St.-Godehard-Kapelle ist ein kleiner Tuffsteinbau, der in den Hangfuß der Augsburger Hochterrasse hineingebaut wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die vergessene Kapelle durch einen Bombenangriff wieder freigelegt wurde, entstand bald der Wunsch, die Ruine als Denkmal herzurichten und zu erhalten. Zwischen 1953 und 1956 führte man Konservierungsmaßnahmen mit begleitenden bauforscherischen und archäologischen Untersuchungen durch, die von Ludwig Ohlenroth geleitet wurden. 1957 wurde die Godehard-Kirche als Denkmal unter Rückbau der meisten jüngeren Einbauten wieder hergestellt. Innerhalb der Kirche und westlich von ihr traf man auf mindestens zwölf spätrömische Gräber, die zum bekannten Gräberfeld um St. Ulrich und Afra gehören, darunter befanden sich zwei gemauerte Gräber. Die spätestens um die Mitte des 10. Jahrhunderts erbaute Kirche hat mehrere Bauphasen. Die von Ohlenroth vertretene Auffassung einer Errichtung in merowingischer Zeit und eines Neubaus unter Bischof Simpert (um 800) ist archäologisch nicht gesichert. Wohl im 15./16. Jahrhundert wurden im Inneren der Kirche neun mächtige Ziegelpfeiler und Halbpfeiler aufgestellt, auf denen ein weiteres Stockwerk ruhte, das als Refektorium des Ulrichsklosters genutzt wurde (letzter Zustand von Kirche und Chor). Die Südwand wurde durch eine Ziegelwand mit großen spitzbogigen Fensteröffnungen ersetzt. Vermutlich in diesem Zusammenhang erfolgte die Profanierung, später wurde die Kirche als Geräteschuppen genutzt. Ohlenroth wollte die Godehardskapelle mit der ältesten Afrakirche und dem dort befindlichen Afragrab identifizieren und vermutete dort auch das erste Grab Bischof Ulrichs. Aufgrund dieser Fehleinschätzungen stimmten 1961 die Denkmalbehörden dem Einbau einer Unterkirche in der heutigen Ulrichsbasilika ohne große Bedenken zu, da man darunter nur den romanischen Vorgängerbau erwartete. Von den dort vorgefunden bedeutenden archäologischen Zeugnissen wurden daher alle Stellen überrascht.
Literatur:
(1) Tilmann Breuer, Die Stadt Augsburg. Kurzinventar, 1958, 57
Peter Rummel, Katholisches Leben in der Reichsstadt Augsburg (1650 - 1806), in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 18 (1984), 61
Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 448, 450. (2) Ludwig Ohlenroth, Augusta Vindelicum Augsburg. Vorberichte über die Untersuchungen von 1949-1953, 1954-1956, in: Bayerische Vorgeschichtsblätter 21 (1956), 267 f., 22 (1957), 194-196
Hermann Dannheimer, Das cenobium beate Afre in Augsburg, in: Wohn- und Wirtschaftsbauten frühmittelalterlicher Klöster, 1996, 33-46.