Schiller

Jörg, Mitte 15. Jahrhundert, Dichter von Meisterliedern

Autor: Dr. Elisabeth Wunderle

Stand/Quelle/Datum: 9.2.2011

  • Sehr wahrscheinlich identisch mit dem Jörg Schiller, der 1453-1462 in den Augsburger Steuerbüchern nachweisbar ist. Schiller war fahrender Berufsdichter, der als Publikum vorwiegend das städtische Bürgertum im Auge hatte. Erhalten sind elf Lieder mit Signatur, zwei weitere sind ihm sehr wahrscheinlich zuzuschreiben. Dichtete ausschließlich in von ihm selbst verfassten Tönen (Melodien). Thematisch stehen Zeitklage und Zeitkritik im Mittelpunkt: So erzählt er in einem Lied in seinem ’Hofton’ die Geschichte des Alten Testaments von Luzifers Fall bis zu den Königen Israels, wobei er die vorbildhaften Gestalten hervorhebt und diesen die zeitgenössische verderbte Obrigkeit gegenüberstellt. Andere Themen: Wucher, Kleiderluxus der Bauern, Ständekritik u. ä. Von der Popularität der Texte und v. a. der Töne, insbesondere des ’Hoftons’ und der ’Maienweise’, zeugt die reiche Überlieferung in Handschriften und Drucken und die Verwendung der Töne durch andere Autoren des späten 15. und 16. Jahrhunderts. Eines seiner Lieder ist im Liederbuch der Clara Hätzler überliefert.

Literatur:

Die kleineren Liederdichter des 14. und 15. Jahrhunderts 3, 1982, 182-188

Frieder Schanze, Meisterliche Liedkunst zwischen Heinrich von Mügeln und Hans Sachs, 1983, 246-260

Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder 5, 1991, 332-356

Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 8, 21992, 666-670

Johannes Rettelbach, Lied und Liederbuch im spätmittelalterlichen Augsburg, in: Literarisches Leben in Augsburg während des 15. Jahrhunderts, 1995, 301-303

Manfred Kern, Weltflucht. Poesie und Poetik der Vergänglichkeit in der weltlichen Dichtung des 12. bis 15. Jahrhunderts, 2009, 32-41.