Parseval

August von, * 5.2. 1861 Frankenthal/Pfalz, † 22.2.1942 Berlin, Ingenieur, Luftfahrtpionier

Autoren: Günther Grünsteudel, Dr. Josef Mančal

Stand/Quelle/Datum: 21.8.2009

  • Stammte aus einer ursprünglich französischen Adelsfamilie. Besuchte 1873-1878 die Pagenschule in München und begann anschließend eine Offizierslaufbahn als Fähnrich des 3. Infanterie-Regiment „Prinz Karl von Bayern“ in Augsburg. Beschäftigte sich zunächst autodidaktisch mit Problemen der Aeronautik und der Entwicklung von Luftschiffen. Zusammen mit seinem Regimentskameraden Hans Bartsch von Sigsfeld (1861-1902) und August Riedinger arbeitete Parseval ab 1888 an der Entwicklung lenkbarer Luftschiffe. Aus der zu diesem Zweck gegründeten Versuchswerkstätte für Aviatik ging 1897 die ‚Ballonfabrik August Riedinger’ hervor, die sich zu einem Zentrum der deutschen Ballonindustrie entwickelte. Im gleichen Jahr konstruierte er zusammen mit Sigsfeld den Prototyp des ‚Drachenballons’, der später im Ersten Weltkrieg massenhaft für militärische Aufklärungszwecke eingesetzt werden sollte. 1901 war Parseval Gründungsmitglied und in der Folge 1. Vorsitzender des Freiballonvereins Augsburg. 1901 vom Militärdienst beurlaubt, begannen er und Sigsfeld mit der Entwicklung eines halbstarren lenkbaren Luftschiffs, das im Entwurf 1902 vorlag, u. a. bedingt durch den Tod Sigsfelds aber erst 1906 in Riedingers Ballonfabrik fertig gestellt werden konnte. Das erste volltaugliche lenkbare und nach seinem Erbauer benannte Prall-Luftschiff (Länge: 48 m, Volumen: 2300 m3, Antrieb: Daimler-Motor 85 PS; Höchstgeschwindigkeit: 43,2 km/h) wurde erstmals am 26.5.1906 in Berlin gezeigt. Am 13.10.1909 landete dann südlich des jüdischen Friedhofs an der Haunstetter Straße ein Parseval-Luftschiff auch erstmals auf einer Augsburger Wiese. 1907 als Major in den einstweiligen Ruhestand versetzt, war Parseval seit 1908 Dozent und 1910-1936 Professor für Luftschifffahrt und Luftfahrzeuge an der TH Berlin. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wurden 22 Luftschiffe vom Typ Parseval gebaut. Später entstanden noch einige Luftschiffe unter der Bezeichnung Parseval-Naatz. Parseval Luftschiffe erlangten nie den Bekanntheitsgrad der Zeppeline, erwiesen sich aber als relativ sichere Luftfahrzeuge und werden bis heute gebaut.
  • Von-Parseval-Straße (um 1953, Hochfeld, Amtlicher Stadtplan K 10/11; Vorschlag von 1936).

Literatur:

Das Buch mit alten Firmen der Stadt Augsburg, 1962, 30

Josef Manč

al, Augsburg in alten Ansichten, 1983, 87

Robert Deininger, Augsburg. Porträt einer Fliegerstadt, 1995, 180-183

Günter Schmitt / Werner Schwipps, Pioniere der frühen Luftfahrt, 1995

Neue deutsche Biographie 20, 2001, 75 f.

Parseval-Fuftschiff der Ballonfabrik Riedinger auf dem Hochfeld, 1906