Molitoris

Johannes, * um 1435/40 Dillingen, † 29.6.1482, Pfarrer, Kanoniker bei St. Moritz

Autor: Dr. Christoph Roth

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1458/59 Studium der Artes in Leipzig. Lizentiat des kanonischen Rechts in Bologna (1466/67). Seit 1469 Kanoniker und Pfarrer bei St. Moritz. Bald nach seinem Amtsantritt scharte er eine Gemeinde um sich, die er zum täglichen Kommunionempfang anleitete, wogegen Bischof Johann (II.) von Werdenberg einschritt. 1480 wurde er deswegen vom Inquisitor Heinrich Institoris verhört. Entzog sich dem Prozess und ging nach Rom, wo er die Kurie von der Rechtmäßigkeit seines Handelns überzeugen konnte. Mit dem Titel eines ’familiaris’ des Papstes und ausgestattet mit einer zusätzlichen Pfründe kehrte er nach Augsburg zurück. Im Auftrag Jakob Sprengers OP führte er das süddeutsche Mitgliederregister der 1475 gegründeten Rosenkranzbruderschaft und veranlasste 1476 und 1477 den Druck des deutschen Bruderschaftsbuchs in Augsburg. Seine literarische Hinterlassenschaft ist von nachrangiger Bedeutung. Seine Bibliothek, die weit zerstreut wurde, belegt sein Interesse vor allem an Rechtstexten, aber auch an scholastischer und aszetischer Literatur, ein humanistischer Einschlag fehlt. Sigismund Lang wird 1481 als sein ’famulus’ bezeichnet.

Literatur:

Albert M. Koeniger, Ein Inquisitionsprozeß in Sachen der täglichen Kommunion, 1923

Alfred Schröder, Die tägliche Laienkommunion in spätmittelalterlicher Auffassung, in: Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 6 (1929), 609-629

Paul Ruf, Der Augsburger Pfarrer Molitoris und sein Holzschnittsiegel, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 3 (1930), 386-406

Angelika Häse, Fortunatus, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 88 (1995), 21-56.