Kriegshaber
(Stadtbezirk 18)
Autor: Dr. Peter Geffcken
Stand/Quelle/Datum: 27.7.2009
- Reihengräberfelder lassen auf eine Besiedelung schon Mitte des 6. Jahrhunderts schließen. Um 1000 wird der Ort erstmals in den Quellen erwähnt. Nach anfänglichen Varianten (um 1000 ’Chrechesaver’, 12. Jahrhundert ’vicus crehisaveron’, 1361 ’Kriechsaber’, 1418 ’Kriechshaberon’) hatte sich um die Mitte des 15. Jahrhunderts die Bezeichnung ’Kriegshabern’ (1432, 1492) durchgesetzt. Herrschaftlich erscheint der Ort gespalten. Der größte Teil des Grundbesitzes stand, fassbar seit dem 14. Jahrhundert, wohl im Obereigentum des Augsburger Bischofs, der Höfe und Zehnten als Lehen an Augsburger Kaufmanns- und Patrizierfamilien vergeben hatte. Ab 1391 wurden diese zumeist vom Heilig-Geist-Spital erworben, das im Feuerstattguldenregister von 1492 als größter Grundherr aufscheint. Die Zugehörigkeit zur Markgrafschaft Burgau, in deren Hand auch die Hoch- und Niedergerichtsbarkeit lag, lässt sich erst im 15. Jahrhundert fassen (älter ?), im 17. Jahrhundert ist eine Zollstelle belegt. Die besondere herrschaftliche Situation führte wohl schon im 15. Jahrhundert zur Niederlassung von Juden. Die Erwähnung von Judenhäusern und einem jüdischen Friedhof lässt für das 16. Jahrhundert auf eine entwickelte Gemeinde schließen. Für die Mitte des 18. Jahrhunderts erwähnt Johann Nepomuk von Raiser 64 jüdische Haushalte. Um 1830 zählte das rasch wachsende Dorf 1055 Einwohner, die in 296 Häusern wohnten, und 103 Gewerbetreibende. Kriegshaber blieb vorwiegend agrarisch strukturiert; Ansätze zur Industrialisierung wie in Pfersee und Oberhausen sind nicht festzustellen. Kriegshaber wurde zum Arbeiterwohnort: 1908 gingen von 647 in Kriegshaber wohnenden Fabrikarbeitern 2/3 in Augsburg und 1/4 in Pfersee zur Arbeit. Die Eingemeindung nach Augsburg erfolgte im April 1916. Am 1.1.2006 zählte der 435,18 ha große Stadtteil 16.401 Einwohner.
- Kriegshaberstraße (1916, Kriegshaber, Amtlicher Stadtplan G 7/8).
Literatur:
Luis Dürrwanger, Augsburg-Kriegshaber, 1935
G. Nebinger / N. Schuster, Das Burgauer Feuerstattguldenregister, in: Das obere Schwaben 7 (1963), 77-124
Detlev Schröder, Stadt Augsburg, 1975, 43, 73, 175 f.
Joachim Jahn, Augsburg Land, 1984, 418.