Kriegsdorfer
Tobias, * 10.11.1608 Augsburg, † 1686 Augsburg, Kantor, Praeceptor
Autor: Günther Grünsteudel
Stand/Quelle/Datum: 15.03.2011
- Wahrscheinlich Schüler Adam GumpelzhaimersGumpelzhaimers. Seit 1649 Kantor bei St. Anna und Lehrer am Gymnasium. Widmete sich seinen Aufgaben mit großem organisatorischem Geschick. Als Komponist scheint er sich nicht betätigt zu haben, als Pädagoge konnte er jedoch schon bald gute Erfolge verzeichnen: Seine beiden Nachfolger im Kantorenamt, Georg Schmezer und Daniel Merck, kamen ebenso aus seiner Schule wie Jacob Scheiffelhut und Johann Fischer. Am 8. August 1650 wurde in Augsburg das erste Friedensfest gefeiert. Kriegsdorfer leitete in St. Anna eine – wie Paul von Stetten berichtet – „sehr solenne Musik“, deren Schöpfer leider nicht bekannt ist. Die beiden Figuralchöre der Kantorei wurden von Orgel, Regal und fünf weiteren Instrumenten (vermutlich Trompeten und Pauken) unterstützt. Kriegsdorfer vollzog den entscheidenden Schritt zur Ablösung der Renaissancemusik durch die Musik des Frühbarock, indem er das überkommene Repertoire entgegen den Weisungen der Scholarchen sukzessive durch neuere Kompositionen wie das sich damals großer Beliebtheit erfreuende Geistliche Konzert ergänzte bzw. ersetzte. 1676 bat er wegen seines ‚baufälligen Alters‘ um die Entbindung von seinen musikalischen Pflichten und empfahl als Nachfolger seinen Schüler Schmezer. Als Lehrer am Gymnasium wirkte er bis zu seinem Tod.
Literatur:
Paul von Stetten, Kunst-, Gewerb- und Handwerksgeschichte der Reichs-Stadt Augsburg, 1779, 540
Ludwig Gerheuser: Jacob Scheiffelhut und seine Instrumentalmusik, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 49 (1933), 13-15
Franz Krautwurst / Wolfgang Zorn, Bibliographie des Schrifttums zur Musikgeschichte der Stadt Augsburg, 1989
Günther Grünsteudel, „Cantate Domino canticum novum“. Zur Geschichte der Musikpflege bei St. Anna, in: St. Anna – eine Kirche und ihre Gemeinde, 2011 [in Vorbereitung].