Katholisch-Apostolische Gemeinde
Autor: Günther Grünsteudel
Stand/Quelle/Datum: 31.7.2009
- Die katholisch-apostolischen Gemeinden sind eine christliche Gemeinschaft, die sich ab 1831 in Großbritannien bildete. Sie zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass sie keiner Konfession angehören. Ausgangspunkt war eine endzeitlich geprägte Erweckungsbewegung. Zwölf Persönlichkeiten wurden zu ‚Aposteln’ berufen, deren Aufgabe es sein sollte, die Kirche auf das zweite Kommen Jesu vorzubereiten. Viele der ersten Amtsträger entstammten der anglikanischen Kirche und der presbyterianischen Kirche Schottlands, hinzu kamen lutherische, reformierte und römisch-katholische Geistliche. 1863 kam es zu einem Schisma, aus dem sich neben anderen apostolischen Gemeinschaften ab 1878 die Neuapostolische Kirche entwickelte. Hauptgrund war die unterschiedliche Auffassung über den Fortbestand des ‚zweiten Apostolats’, den die englischen Apostel ablehnten. Dem widersprachen einzelne Amtsträger aus Deutschland. Die katholisch-apostolischen Gemeinden hatten zu Beginn des 20. Jahrhunderts ca. 200.000 Mitglieder in weltweit fast 1000 Gemeinden (davon in Großbritannien 349 und in Deutschland 345).Seit dem Tod des letzten Apostels im Februar 1901 können keine Ordinationen mehr vorgenommen werden. Anfang der 1970er Jahre starben die letzten ordinierten Amtsträger hochbetagt. Die Gottesdienste in den heute noch existierenden Restgemeinden werden von Laienhelfern und vereinzelt von Unterdiakonen geleitet. Die Liturgie beschränkt sich auf jene Handlungen, die auch Laien vollziehen können. Predigten aus der homiletischen Literatur der katholisch-apostolischen Gemeinden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts werden verlesen. Fälschlicherweise wurde die katholisch-apostolische Bewegung bis ins späte 20. Jahrhundert auch Irvingianismus. Dies geht von der historisch falschen These aus, Edward Irving (1792-1834) sei der Gründer dieser Bewegung gewesen. Vielmehr kann er nur als ein Wegbereiter verstanden werden. Die katholisch-apostolische Gemeinde Augsburgs besteht seit 1863. Die nachklassizistische Kapelle (Gartenstraße 11) wurde 1871/72 von August Thiersch (1843-1916), Friedrich von Thierschs älterem Bruder, erbaut. Dessen Vater, Heinrich Thiersch (1817-1885), ein ehemaliger Theologieprofessor in Marburg, leitete 1869-1875 die süddeutschen Gemeinden von Augsburg aus. Die 1944 zerstörte Kapelle wurde 1951 wieder aufgebaut. 1994 hatte die Gemeinde 20 Mitglieder.
Literatur:
Architektur des 19. Jahrhunderts in Augsburg, 1979, 137 f.
Birgit Stenger, August Thiersch, Diss. München 1981
Theologische Realenzyklopädie 18, 1989, 40-43
Lexikon für Theologie und Kirche 1, 21993, 859 f.
Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 186-188.