Herz

Kupferstecher-, Kunstverlegerfamilie

Autor: Dr. Gode Krämer

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1) Johann Daniel d. Ä., * 20.9.1693 Augsburg, † 27.3.1754 Augsburg. Sohn des Schreiners und Silberkistlers Daniel Herz. Die von ihm nach eigenen Zeichnungen gestochenen Blätter, wie die Johannes von Stetten gewidmete Serie von Blättern zum ’Leben des Heiligen Johannes’, Landschaften mit biblischen Themen, die monumentalen Blätter ’Disputation des heiligen Paulus mit Juden im Tempel’ oder die Stadtansicht Jerusalems, ein sehr spätes Werk, das er dem Augsburger Rat widmete, zeigen ihn als einen ausdrucksstarken und erfindungsreichen Künstler und Stecher. Doch scheint er vor allem nach Werken anderer Künstler gestochen zu haben. Arbeitete z. B. mit an Paul Deckers ’Architectura civilis’ (1711-1716), J. F. Wilhelms ’Annus politicus’ (1731) und der ’Neuen Reitschule’ nach Johann Elias Ridinger. Weit verbreitet war sein dreiteiliges ’Zeichenbuch’ (1732), an dessen 60 Blättern mit zahllosen Kopf-, Körper- und Detailstudien zur Unterrichtung von Kunstschü­lern er gemeinsam mit Jakob Gottlieb Thelott stach. Als Verleger gab er Radierungen bedeutender Zeitgenossen wie Johann Evangelist Holzer und Carlo Carlone heraus. Noch kurz vor seinem Tod strebte er mit seinem gleichnamigen Sohn 2) und wohl auf dessen Betreiben die Umwandlung des Verlags in eine Verlagsgemeinschaft und die Gründung einer Akademie an.
  • 2) Johann Daniel d. J., * um 1722 Augsburg, † 8.12.1792 Augsburg. Trat mit der Gründung der ’Kaiserlich Franciscischen Akademie der Freien Künste und Wissenschaften’ 1755, in der der Verlag Herz aufging, nicht nur in Konkurrenz zur Reichsstädtischen Kunstakademie, sondern auch in Konfrontation zu Künstlern, Verlegern, zur Stadtführung und auch zu Paul von Stetten, der ihn nur sehr kurz erwähnt. Als Künstler und Stecher sicher nicht von der Bedeutung seines Vaters, war er doch als Unternehmer geschickt genug, eine Reihe auswärtiger Künstler und Kunstgelehrter von Rang (Mengs, Desmarées, Daniel Preisler, Martin von Maytens, Winckelmann, Hagedorn u. a.) zumindest zeitweise für die Akademie zu interessieren oder an sie zu binden und dadurch dem neuen klassizistischen Gedankengut in Augsburg stärker Eingang zu verschaffen. Erreichte aufgrund guter Beziehungen zum Kaiserhof die Nobilitierung (’von Herzberg’). Der Verlag der Akademie gab, versehen mit einem kaiserlichem Privileg, in seinen besten Zeiten eine große Anzahl von sehr qualitätvollen Porträts, Thesenblättern und Heiligenbildern heraus. Drei Zeichnungen in den Kunstsammlungen Augsburg.

Literatur:

Felix Freude, Die Kaiserlich Franciscische Akademie der freien Künste und Wissenschaften in Augsburg, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 34 (1908), 1-132

Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler 16, 1923, 567

Augsburger Buchdruck und Verlagswesen, 1997.

Johann Daniel Herz d.J.