Gollwitzer
Autor: Günther Grünsteudel
Stand/Quelle/Datum: 8.3.2011
- 1) Johann Georg, * 26.11.1810 Altenhammer (Oberpfalz), † 19.9.1890 Augsburg, Maurermeister, Architekt. Gründete 1839 ein Baugeschäft in Augsburg. In der Folge zahlreiche Aufträge für Eisenbahn, Industrie- und Wohnhausbauten: u. a. der erste Augsburger Bahnhof an der Baumgartnerstraße (1839/40; heute Straßenbahndepot), der Vorgängerbau des heutigen Hauptbahnhofs am Rosenauberg (1846), Umgestaltung des Fuggerschlosses in Wellenburg (1858), Errichtung des von Franz Joseph Kollmann entworfenen Hauptkrankenhauses (Aufriss 1854). In Pfersee erwarb Gollwitzer zahlreiche Grundstücke und baute dort (auf eigene Rechnung) vor allem Wohnhäuser, die aber beinahe alle im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.
- Gollwitzerstraße (Pfersee-Süd, Amtlicher Stadtplan H 9).
- 2) Karl Albert, * 17.12.1839 Meringerau, † 9.10.1917 Augsburg, Architekt, Bauunternehmer. Sohn von 1). Nach Kreisgewerbeschule (ab 1852) und Polytechnischer Schule (1855-1858) in Augsburg 1858-1860 Bau- und Ingenieurschule der Königlichen Polytechnischen Schule in München. Arbeitete anschließend im väterlichen Baugeschäft mit, das er 1864 übernahm. Seither umfangreiche Tätigkeit als Architekt, Bauunternehmer und Ingenieur. Gollwitzer, der als Architekt häufig auf eigene Rechnung arbeitete, hatte maßgeblichen Anteil an der Stadtgestaltung Augsburgs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bauten in Augsburg (Auswahl): Großbürgerliche Wohnhäuser an der Halder-, Fugger-, Schaezler- und Holbeinstraße (1866-1871), Wohnhausensembles an der Blauen Kappe (um 1879), an Herwartstraße (1876-1885/88), Volkhartstraße (1889-1891; 'Gollwitzer-Häuser" in maurisch-orientalisierendem Stil) und Alpenstraße (1890-1892), Gästehaus der Hessingklinik (1880, 'Hessingburg'), 'Villa St. Afra' (1890, Gögginger Straße 122), 'Villa Gollwitzer' (1894, Klausenberg 28); Arbeiterwohnhäuser für die Augsburger Kammgarn-Spinnerei und die Maschinenfabrik Augsburg (MAN) sowie Fabrik- und Kasernenbauten. Plante 1901 einen Kanalhafen am Oblatterwall, mit dem Augsburg über den Lech an die Donau und über einen weiteren Kanal an den Main angeschlossen werden sollte. Der Plan wurde nie realisiert; als ein Relikt davon blieb die ’Kahnfahrt’ erhalten. Ende 1904 gab Gollwitzer seine Firma auf, ab 1905 Grundstücks- und Immobilienverkäufe im großen Stil. Galt bis zuletzt als überaus wohlhabend. Gollwitzer unternahm ausgedehnte Mittelmeerreisen. Die Reisetagebücher (20 Oktavhefte) sind erhalten. Nachlass (Pläne, Fotographien) im Stadtarchiv Augsburg. Grab auf dem Protestantischen Friedhof.
Literatur:
Architektur des 19. Jahrhunderts in Augsburg, 1979, 53
Bruno Bushart, Kunst und Stadtbild, in: Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 21985, 674-676
Marion Vorbeck, Karl Albert Gollwitzer, Eichstätt, Univ., Diplomarbeit 1989
Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994
Willfried Burgner, Karl Albert Gollwitzer 1839-1917, 2004
Adél Molnár, Wohnbauten der Gründerzeit in Augsburg am Beispiel des Architekten Karl Albert Gollwitzer, Augsburg, Univ., Magisterarbeit 2010.