Drahtzieher
Autor: Prof. Dr. Reinhold Reith
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Unterschieden wurden Eisendrahtzieher, die mit der Drahtmühle am Wasser arbeiteten, und Gold- und Silberdrahtzieher. Das Handwerk war in Augsburg und Nürnberg im 14. Jahrhundert aufgekommen, wo bis ins 15. Jahrhundert nur grober Draht gezogen wurde. Durch den Zuzug italienischer Drahtzieher entwickelte sich der Augsburger neben dem Nürnberger Gold- und Silberdrahtzug zum bedeutendsten in Süddeutschland. Seit dem 16. Jahrhundert wurde statt des echten Drahtes meist versilberter bzw. versilbert-vergoldeter Kupferdraht verwendet. Silber- bzw. Kupferbarren wurden zunächst in runde Stangen geschmiedet, dann durch Blattvergoldung oder ’Nassvergoldung’ versilbert bzw. vergoldet. Die Stangen kamen auf den Schubboden (Schleppzangenziehbank), anschließend Feinzug durch Zieheisen. Danach erfolgte das Plätten und Spinnen des Drahtes, bevor er von den Bortenmachern weiterverarbeitet wurde. 1694 erhielt der kaiserliche Hofjuwelier J. E. Garb infolge des Einfuhrverbots französischer Luxuswaren ein Privileg auf den Silberdrahtzug als Alleinlieferant für die Erblande. 1699 wurde der Drahtzug auf vier Verleger eingeschränkt, die Meister, Gesellen, Plätterinnen und Spinnerinnen verlegten. Im 18. Jahrhundert ging der Absatz durch Handelssperren u. a. in Österreich und Bayern zurück.
Literatur:
Paul von Stetten, Kunst-, Gewerb- und Handwerksgeschichte der Reichs-Stadt Augsburg 1, 1779, 223 f.
Wolfgang Zorn, Handels- und Industriegeschichte Bayerisch-Schwabens 1648-1870, 1961, 24
Reinhold Reith, Arbeits- und Lebensweise im städtischen Handwerk. Zur Sozialgeschichte der Augsburger Handwerksgesellen im 18. Jahrhundert, 1988, 46-48.