Tanzhaus

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1377 wird im Steuerbezirk ’Pfaffengaß’ im Bereich von St. Moritz ein Haus erwähnt, ’da man inn des nahtz tantzt’. Wahrscheinlich handelt es sich um das alte Tanzhaus, das 1396 durch einen Neubau ’zu sant Moritzenkirchen [...] vor dem perlach auf dem newen platz’ ersetzt wurde. Wohl wegen der beengten Verhältnisse riss man das Tanzhaus und angrenzende Gebäude (altes Brothaus, Metzg, Münze) 1429 ab und errichtete einen großzügigen Neubau. Im Untergeschoss wurden Brothaus und Metzg untergebracht, im Obergeschoss lag der Tanzsaal. Auch die Herrenstube übersiedelte vorübergehend (1430-1451) in den Neubau; sie hatte hier eine ’grosse stuben [...] darinne die burger ir zech täglich hetten’. Die Münze wurde in die Nähe des Doms verlegt. 1451 fiel das Haus einer Feuersbrunst zum Opfer, 1453 erfolgte der Wiederaufbau. Im Tanzhaus wurden vor allem die ’Bürgertänze’ (Geschlechtertanz) abgehalten; die bildlichen Darstellungen vermitteln wahrscheinlich einen realistischen Eindruck vom Aussehen des Saales. Das Tanzhaus stand auch einfachen Bürgern zur Verfügung, die Chroniken berichten ausdrücklich auch von Tänzen der Handwerker. Als repräsentative Örtlichkeit war es zudem Versammlungsort, daneben wurde es bei festlichen Anlässen wie Reichstagen oder Besuchen des Königs für offizielle Zwecke genutzt. 1626/33 wurde es abgerissen.

Literatur:

Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert 4, 5, 22 f., 25

Paul von Stetten, Kunst-, Gewerb- und Handwerksgeschichte der Reichs-Stadt Augsburg, 1779, 134, 154, 175, 522

2, 163

Welt im Umbruch 3, 1981, 50, 55

Dieter Weber, Geschichtsschreibung in Augsburg, 1984, 268, 270

Fritz Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396-1521, 1995, München Diss. 1983, 227.