Syphilis

(Morbus gallicus, ’Frantzosen’, (böse) Blattern)

Autor: Ute Ecker-Offenhäußer

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Diese Infektionskrankheit, über deren Herkunft im wesentlichen zwei konträre Theorien diskutiert werden, griff seit 1495 auch auf Deutschland über. Die eine sieht den Ursprung der Syphilis in Amerika, von wo aus sie mit den Schiffen des Kolumbus in die alte Welt kam, die andere vertritt die Auffassung, dass es sich bei dem Syphiliserreger um die mutierte Form einer bereits seit langem in Eurasien vorkommenden Krankheitsform handele. Die Symptome der Syphilis waren unangenehm und ekelerregend: Mund- und Rachenraum verfaulten, der Kranke begann übel zu riechen. Schließlich war der Körper mit eitrigen Geschwüren bedeckt. Die Ansteckung erfolgte durch den Kontakt mit infizierten Personen. Für die Syphiliskranken wurde in Augsburg bereits 1495 das Blatterhaus beim Jakobertor als Isolierstation eingerichtet. In vier Zimmern wurden die Kranken von einem Arzt und einem Wundarzt medizinisch versorgt. Aufnahme fanden nur Personen, die wenigstens zwei Jahre in der Stadt beschäftigt gewesen waren. Später stifteten die Fugger zwei sogenannte Holzhäuser zur Behandlung der Seuche, wo allerdings nur fuggerische Untertanen behandelt wurden. Die Syphilis wurde im 16. Jahrhundert vor allem mit Quecksilberkuren (Schmierkur) oder mit Medikamenten bekämpft, die aus dem Holz (’Pockenholz’) des amerikanischen Gujakbaumes, von dem die fuggerschen ’Holzhäuser’ ihren Namen ableiten, zubereitet waren. Auch wenn die Sterblichkeitsrate nicht so hoch war wie bei der Pest, so hatte die Syphilis doch ebenfalls weitreichende sozialgeschichtliche Folgen (Schließung von Badehäusern, restriktive Sexualmoral).

Literatur:

Gottfried Lammert, Zur Geschichte des bürgerlichen Lebens und der öffentlichen Gesundheitspflege sowie insbesondere der Sanitätsanstalten in Süddeutschland, 1880, 136

Karl Fries, Die Pest zu Augsburg im Dreißigjährigen Krieg, Diss. München 1887, 14

K. Sudhoff, Syphiliserfahrungen zweier bekannter Augsburger Ärzte, Johannes und Ambrosius Jung, in den Jahren 1497 und 1498, in: Pharmazeutische Monatshefte 4 (1923), 142 f.

Norbert Lieb, Die Fugger und die Kunst, 1958, 286

Götz von Pölnitz, Die Fuggerschen Stiftungen, in: Lebensbilder deutscher Stiftungen 2, 1971, 15.