Stiefelnonnen

Autor: Prof. Dr. Wilhelm Liebhart

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Kleinstes Augsburger Frauenkloster unweit des Klosters der Franziskaner zum Heiligen Grab. 1712 erwarben die Köchin Rosina Rues (Reus) und Walburga Seeholzer ein Haus ’ob dem Gansbühel’, um ledige Bürgerstöchter im Kochen zu unterrichten. 1719 verbot der Rat eine klösterliche Gemeinschaft, die aber, gefördert durch die katholische Patrizierfamilie von Pflummern, dennoch zustande kam. 1772 Anerkennung als Schwestern des Dritten Ordens (Franziskanerterziarinnen). Für jeweils ein Jahr legten die ledigen Mädchen drei Gelübde ab. Die Nonnen auf Zeit überstanden die Säkularisation von 1802 und wurden beim Übergang an Bayern übersehen. Aufhebung erst 1810. Damals lebten sieben Frauen im Konvent, die von geringen Zinseinkünften, der Herstellung von Violinsaiten und dem Reinigen von Kaufmannswaren ihren Lebensunterhalt bestritten. Die Zinseinkünfte flossen ab 1811 in einen Industrieschulfonds, die Nonnen durften bis zu ihrem Tod zusammenbleiben.

Literatur:

Anton Werner, Die örtlichen Stiftungen für die Zwecke des Unterrichts und der Wohltätigkeit in der Stadt Augsburg, 1899, 72, 173

Peter Rummel, Katholisches Leben in der Reichsstadt Augsburg (1650-1806), in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 18 (1984), 54 f.

Wilhelm Liebhart, Die Säkularisation in Augsburg 1802-1807, in: Aufbruch ins Industriezeitalter 2, 1985, 151 f.