Stadtbefestigung

Autor: Dr. Josef Mančal

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage 2011

  • Im 10. Jahrhundert wurde unter Bischof Ulrich die durch Wälle und Holzzäune befestigte Domburg durch einen Mauerring gesichert, der eine Grundfläche von 300 m x 620 m umschrieb und drei im Norden (Frauentor), Osten und Süden (Schwalbenecktor) gelegene Tore aufwies. Nach Zerstörungen 1088 und 1132 Wiederaufbau um 1136. 1187 umfasste der Mauerring Bischofsstadt und Bürgerstadt und reichte bis zum Kloster St. Ulrich und Afra. 1251 (bestätigt durch das Stadtrecht 1276) ging die Gewalt über die Tore durch einen Vergleich mit Bischof Hartmann auf die Bürgerschaft über. Ab 1286 wurden zeitweise Sondersteuern für den Ausbau der Stadtbefestigung erhoben. Um 1300 wurde die Südmauer der Bischofsstadt und 1351/55 das Schwalbenecktor abgebrochen. Ende des 13. Jahrhunderts wurde mit der Einbeziehung des heutigen Georgs- und Kreuzviertels begonnen, was nach chronikalischen Berichten um 1308 durch die Anlage eines niedrigen Mauerrings vollendet war. Nach 1339 wurde die Jakobervorstadt mit Palisadenzaun und Graben gesichert, der um 1430 vertieft und erweitert wurde. 1450 wurde diese einfache Stadtbefestigung durch einen Mauerzug mit Türmen ersetzt. Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Vorstadt Wagenhals mit ihren drei Toren (St. Servacitor, Friedberger Straße; Pfäfflinstor, Haunstetter Straße; Helltor) aus militärischen Gründen aufgegeben. Der Stadtplan Jörg Selds von 1521 zeigt eine mit über 100 Türmen besetzte Stadtmauer, die die ganze Stadt umschließt. Fortschritte in der Waffentechnik bedingten einen weiteren Ausbau der Stadtbefestigung. 1519 ließ der Rat von Nürnberger Festungsbauingenieuren ein Gutachten anfertigen, in dem u. a. die Errichtung von Basteien für erforderlich gehalten wurde, was, mit Ausnahme des Backofenwalls (1519), 1538-1553 durchgeführt wurde. Gleichzeitig wurde ein großer Teil der Wehrtürme abgebrochen. Ein weiterer, von Um- und Neubauten bestimmter Abschnitt war durch Elias Holl geprägt, der 1605-1625 eine Vielzahl von Toren und Brücken erbaute. 1632 wurde auf Weisung Gustavs II. Adolf mit einer grundlegenden Modernisierung begonnen; u. a. beseitigte man alle Deckungsmöglichkeiten vor den Stadtmauern und legte Ravelins an. Das Projekt scheiterte an der zu großen Weitläufigkeit der Anlagen und an Personalmangel. 1688 wurden bei einer Inspektion der Stadtbefestigung ernsthafte Mängel durch Vernachlässigung offenbar, doch erst im Spanischen Erbfolgekrieg begann man mit Ausbesserungsarbeiten. Im Dezember 1703 wurde v. a. der nordwestliche Abschnitt der Stadtbefestigung durch Beschuss stark beschädigt; nach der Eroberung Augsburgs durch die Franzosen am 12.2.1704 wurde die Schleifung aller Anlagen befohlen und mit geringem Erfolg von französischen Ingenieuren versucht. Der letzte Ausbau der Stadtbefestigung erfolgte 1732-1745 und im Frühjahr 1809. So blieb die Stadtbefestigung bis zur Aufhebung der Festungseigenschaft 1866 großenteils erhalten. Ab 1860 begann man im Zuge von Stadterweiterung und infrastrukturellem Ausbau mit der Beseitigung der Stadtbefestigung.

Literatur:

Jürgen Kraus, Das Militärwesen der Reichsstadt Augsburg, 1980, 354 ff.

Bruno Bushart, Kunst und Stadtbild, in: Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 21985, 225 ff.

Hermann Kießling / Ulrich Lohrmann, Türme, Tore, Bastionen, 1987

Bernt von Hagen / Angelika Wegener-Hüssen, Stadt Augsburg, 1994, 36 f.