St. Servatius

Autor: Peter Lengle

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Das Leprosenspital wird – ohne Patrozinium – 1264 erstmals erwähnt, wohl ein Indiz dafür, dass es damals noch nicht allzu lange bestand. Ab 1272 sprechen die Quellen von den ’leprosi aput sanctum Servatium’ oder den ’siechen bi sant Servazen’. Möglicherweise wurde der Bau der namengebenden Kapelle von dem Dekan von St. Moritz, Hermann Fundan, initiiert. Eine bedeutende Erweiterung erfuhr die südöstlich vor den Toren der Stadt auf dem Gries gelegene Anstalt, als Hartmann Langenmantel (I) 1288 ein Haus für acht Siechen stiftete. Weitere Stiftungen verstärkten den bürgerlichen Einfluss. Seit dem 14. Jahrhundert wurde St. Servatius von städtischen Pflegern verwaltet. Nach dem Abklingen der Lepra im 16. Jahrhundert diente es als Unterkunft für Frauen mit skorbutischen Krankheiten (Scharbock). Ab 1649 wurde es paritätisch geführt und gegen Ende des 17. Jahrhunderts an das Jakobertor verlegt. 1738 wurden das Siechenhaus und das Spital St. Sebastian zum Inkurabelhaus (für hoffnungslose Fälle) vereinigt.

Literatur:

Anton Werner, Die örtlichen Stiftungen für die Zwecke des Unterrichts und der Wohltätigkeit in der Stadt Augsburg, 1899

Rolf Kießling, Bürgerliche Gesellschaft und Kirche in Augsburg im Spätmittelalter, 1971, 168 f.

Peter Rummel, Katholisches Leben in der Reichsstadt Augsburg (1650-1806), in: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 18 (1984), 140.