Sodalitas Litteraria Augustana
Autor: Dr. Günter Hägele
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Loser Kreis Augsburger Humanisten und humanistischer Dilettanten, als dessen Zentrum Konrad Peutinger anzusehen ist. Dem Begriff ’sodalitas’ eignet im Lateinischen eine Bedeutungsbandbreite von ’ideeller Gemeinschaft’ bis ’organisierte Akad.’; im Falle der Sodalitas Litteraria Augustana ist aber auf keinen Fall von einem festen Zusammenschluss mit organisatorischer Ausgestaltung auszugehen. Der Sodalitas-Gedanke ist auf Konrad Celtis zurückzuführen, der z. B. die Sodalitas Danubiana in Wien und die Sodalitas Litteraria Rhenana in Heidelberg anregte; direkte Verbindungen Peutingers zu Celtis sind u. a. greifbar in Österreich, in Straßburg und in Augsburg selbst. Der Augsburger Kreis ist in erster Linie fassbar als Herausgeber von Geschichtsquellen: Edition des von Celtis aufgefundenen ’Ligurinus’ des Gunther von Paris (1507); Gotengeschichte des Jordanes und Langobardengeschichte des Paulus Diaconus zusammen mit einer Abhandlung Peutingers über die Völkerwanderung (1515); Edition der 1496 von Peutinger gefundenen Chronik des Burchard von Ursberg durch Johann Mader (1515). Auch Peutingers Inschriftensammlung ’Romanae vetustatis fragmenta in Augusta Vindelicorum et eius diocesi’ (1505), die erste ihrer Art in Deutschland überhaupt, ist hierher zu rechnen. Einen Einblick in die literarisch-wissenschaftlichen Interessen dieses Kreises liefern Peutingers ’Sermones convivales de mirandis Germaniae antiquitatibus’ (Straßburg 1506). Vorreden und Epigramme dieser Drucke nennen neben Peutinger folgende ’Mitglieder’: Marquard vom Stein, Bernhard und Konrad Adelmann von Adelmannsfelden, Matthäus Marschalk von Pappenheim, Georg Herwart, Kardinal Matthäus Lang, Konrad Mörlin, Bernhard von Waldkirch, Adolph Occo, Sebastian Ilsung, Johann Collauer, Blasius Hölzl, Peutingers Schwager Christoph Welser, Johann Mader, Hieronymus Lochner und Johann Jung d. Ä. Zum erweiterten Kreis sind wohl auch die Drucker Erhard Öglin, Silvan Otmar, Johann Müller, Sigmund Grimm und Markus Wirsung zu rechnen, als zeitliche Eckpunkte die Jahrhundertwende (1503 Tod Occos) und die Jahre 1515/18 zu nennen.
Literatur:
Heinrich Lutz, Die Sodalitäten im oberdeutschen Humanismus des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts, in: Humanismus im Bildungswesen des 15. und 16. Jahrhunderts, 1984, 45-60
Guntherus
Heinz Entner, Was steckt hinter dem Wort 'Sodalitas litteraria'?, in: Europäische Sozietätsbewegungen und demokratische Tradition 2, 1996, 1069-1101.