Seuchen

Autor: Peter Lengle

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage

  • Das Leben des Menschen vor 1800 war durch häufige Epidemien ständig bedroht. So ist die Lepra (’Aussatz’) seit Beginn des Mittelalters in Europa nachweisbar; in vielen Städten entstanden sogenannte Siechenhäuser, in denen diese Krankheit behandelt wurde, in Augsburg St. Servatius. Das Auftreten der Pest seit 1348 zeitigte verheerende Auswirkungen und beeinflusste das soziale und wirtschaftliche Leben nachhaltig. Die Chroniken berichten von Pestzügen in Augsburg in den Jahren 1348, 1358, 1398, 1407, 1420, 1430 und 1438; in den für Augsburg wohl schlimmsten Pestjahren 1627/28 wurden insgesamt 12.103 Tote gezählt. Im 15. und 16. Jahrhundert rechnete man einmal im Jahrzehnt mit einer Pestwelle. Ende des 15. Jahrhunderts trat erstmals die Syphilis (’morbus Gallicus’) auf; die Kranken wurden im Blatterhaus gepflegt. Eine weitere Krankheit, die häufig zum Tod führte, war der ’Englische Schweiß’, eine grippeähnliche Erkrankung, die sich im 16. Jahrhundert von England nach Deutschland ausbreitete. Fleckfieber trat bei ungünstigen hygienischen Verhältnissen auf. Als Wanderseuche kam noch im 19. Jahrhundert die asiatische Cholera nach Deutschland. Außerdem forderten bis ins 19. Jahrhundert die Pocken zahlreiche Opfer. Durch Fortschritte in Medizin und Hygiene konnten die Seuchen bis zum 20. Jahrhundert weitgehend ausgerottet werden.

Literatur:

Hecker, Justus F. C., Die großen Volkskrankheiten des Mittelalters, 1865 (ND 1964)

Das große Sterben, 1995.