Schongauer I

(Schongowarius), Patrizierfamilie

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1239-1357 in Augsburg nachweisbar. Leitnamen und spätere Zuwanderung eines Vetters belegen die Verwandtschaft mit den in Schongau als Vögte und Pröpste amtierenden staufischen Ministerialen. Heinrich (I, † 14.11.1264) wird noch 1237 mit seiner Ehefrau Irmengard († 22.1.) in Bozen erwähnt. Wohl wegen seiner zweiten Frau Gisela († 23.6.), die sich als Schwester Ott Bogners erschließen lässt, übersiedelte er nach Augsburg, wo er ab 1239 bezeugt ist. Schon als Gläubiger Bischof Sibotos erwähnt, wurde er ab 1251 zum wichtigsten Kreditor Bischof Hartmanns, wofür ihm dieser bedeutende Teile des Hochstiftsbesitzes in der Stadt verpfänden musste, darunter 1262 das nach dem Tod des Schwagers vakante Burggrafenamt. Wohl die Witwe wird 1268 als Gläubigerin König Konradins erwähnt. Ihr ältester Sohn Heinrich (II, † 1308/11), der seit 1264 als Burggraf amtierte, wurde politisch eine zentrale Figur der folgenden Jahrzehnte. Nach Konradins Belehnung mit der Hochstiftsvogtei amtierte er (wohl schon 1266) als ’magister civium’ (Bürgermeister; belegt 21.1.1267-13.5.1273), während Friedrich Burggraf (Bogner) als Vogt eingesetzt wurde. Ab 1268 profilierte er sich als Führer der anti-wittelsbachischen Partei. Um bayerische Ansprüche auf die Vogtei abzuwehren, führte er die Stadt in ein Bündnis mit Bischof Hartmann, während der Vogt u. a. sich auf die Seite Herzog Ludwigs schlugen. Heinrichs Position wurde deutlich geschwächt, als nach Einzug der Augsburger Vogtei durch König Rudolf das als Übergangslösung entstandene Amt des Bürgermeisters verschwand. Bald darauf endete auch der Pfandbesitz des Burggrafenamts; Nachfolger wurde der Schwager Konrad (II) Hurloher. Als Stellvertreter des Vogtes Berchthold von Mühlhausen mit der Augsburger Vogtei betraut, scheint er versucht zu haben, seine einstige Machtstellung wiederzuerlangen, scheiterte aber, da vom Rat die offenbar gegen ihn gerichtete Zusage des Landrichters Albrecht von Hohenberg erwirkt wurde, keinen Augsburger Bürger als Vogt einzusetzen. Kurz darauf schied er aus dem Amt aus, amtierte aber 1294 und 1300 als Stadtpfleger. Seine Brüder gewinnen kaum Profil. In politischen Angelegenheiten werden Siboto (I, † 1304/06) und der mit Mechthild Stolzhirsch verheiratete Johann (I, † 12.2. 1302?) fast immer zusammen mit dem Bruder genannt. Nicht ohne Einfluss erscheint dagegen der erst später (wohl aus Schongau) zugewanderte Vetter Hermann Schongauer († 24.11.), der 1275 als Ratsmitglied aufscheint und in einer undatierten Urkunde (um 1269/74?) als (Unter-) Vogt bezeichnet wird. Nach dem Scheitern des Aufstandes der Stolzhirsch Ende 1303 mussten sich, obwohl kaum beteiligt, die Söhne von Johann (I), Johann (II, † 27.12.1308/13) und Siboto (II, † 1357/58?) – Heinrich (IV, † nach 1348) war noch minderjährig –, als Neffen und Enkel der Hauptakteure dem Rat unterwerfen und für zehn Jahre auf politische Ämter verzichten. Da Heinrichs einziger Sohn Heinrich (III, † 1335/39) in den Landadel übergetreten war (’von Westendorf’) und Siboto (I) ohne Nachkommen starb, waren um 1310 nur noch die Nachkommen Johanns im Patriziat vertreten. Johann (II) hatte die Erbtochter Hartmann (I) Langenmantels (I) geheiratet und beteiligte sich 1301 an einem großen Darlehen (2360 Mark Silber), das sein Schwiegervater und dessen Neffe Rüdiger (I) Langenmantel (II) König Albrecht gewährten. 1305 ist er als Besitzer des Anwesens ’bi dem alten burgtor’ (Lit. D 83; Imhofhaus) bezeugt, das die Schongauer von den Bognern übernommen hatten. Finanzielle Engpässe nach seinem frühen Tod zwangen die Kinder, Teile des großen Besitzes (Ottmarshausen) zu veräußern. Sein einziger Sohn Johann (III, † nach 1351) ist 1341 und 1345 als Ratsherr bezeugt, verschwindet aber bald danach aus den Quellen. Da auch für Siboto (II) und Heinrich (IV) nur Töchter bezeugt sind, ist die Familie wohl Ende der 1350er Jahre in Augsburg erloschen.

Literatur:

K. Sieber, Die Anfänge des Augsburger Patriziats bis zum Stolzhirsch-Aufstand, Zulassungsarbeit München 1968.