Schmid
Bankiers- und Unternehmerfamilie
Autor: Prof. Dr. Wilhelm Liebhart
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Das Augsburger Bankhaus Friedrich Schmid & Co. zählte nach 1850 zu den führenden Privatbanken Süddeutschlands.
- 1) Jakob Friedrich, * 3.9.1777 Ebingen, † 11.1.1824 Augsburg. Wuchs wohl als Vollwaise bei Verwandten auf, konnte aber das Gymnasium besuchen. Kaufmannslehre in der Schweiz, wo er den Bankier Dietrich Erzberger kennenlernte. Mit ihm und Carl Joseph Wollmuth eröffnete er 1804 in Augsburg das Bankhaus ’Erzberger & Co’, nach Ausscheiden Wollmuths ab 1810 ’Erzberger & Schmid’. 1806 Heirat mit Susanna Johanna Erzberger von Rad (neun Kinder), dadurch Zugang zu patrizischen Kreisen. Nach seinem Tod traten zunächst die verwandten Familien von Rad und Süßkind in die Leitung des Bankhauses ein.
- 2) Jakob Friedrich Benedikt, * 30.5.1807 Augsburg, † 1853 Augsburg Ältester Sohn von 1), trat dessen Erbe an. Nach Hausunterricht und Gymnasium bei St. Anna Studium an der Universität Erlangen und Kaufmannslehre im Ausland. 1832 Prokura in der Familienbank. 1835 Heirat mit Eugenie Forster. 1837 Direktionsmitglied der Mechanischen Baumwoll-Spinnerei und Weberei, seit 1843 Vorsitz. 1849 Trennung von Erzberger. 1851 mit Ludwig August Riedinger Gründung der Baumwollspinnerei am Stadtbach. Nach seinem Tod führte sein jüngerer Bruder Paul Johann Karl (* 1809 Augsburg, † 1878 Augsburg) die Geschäfte, bis dessen Söhne Paul und Ernst in die Unternehmungen eintraten.
- 3) Paul von, * 16.11.1842 Augsburg, † 18.8.1928 Augsburg. Neffe von 2), führte das Bankhaus auf seinen Höhepunkt. Nach Besuch des Anna-Gymnasiums Studium in München und Kaufmannslehre in Genf, London und Frankfurt. 1866 Eintritt in das Familienunternehmen, 1868 mit seinem Bruder Ernst Gesamtleitung. Beherrschende Stellungen in zahlreichen Augsburger Großunternehmen: Mechanische Baumwollspinnerei und Weberei, Baumwollspinnerei am Stadtbach, Zwirnerei und Nähfadenfabrik Göggingen (Ackermann), Epple & Buxbaum (seit 1882), Neue Augsburger Kattunfabrik (seit 1885), Mechanische Weberei am Mühlbach (seit 1897) und Hasenbräu (seit 1907). Aufsichtsratsmitglied der Augsburger Buntweberei (seit 1880), der Bayerische Vereinsbank (seit 1903, Vorsitz 1926-1928), der Lech- Elektrizitätswerke (seit 1909), der Mechanischen Feinweberei am Fichtelbach (seit ca. 1910). 1888 Mitbegründer der Augsburger Localbahn (Aufsichtsratsvorsitzender 1898-1928). 1869-1900 Mitglied, 1884-1889 Vorsitzender des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten. 1894 goldene Bürgermedaille, persönlicher Adel und Kommerzienrat. 1900-1919 Präsident der Industrie- und Handelskammer. 1922 Dr. h. c. Die Krise der deutschen und internationalen Wirtschaft zwang Pauls Sohn Friedrich zum Verkauf des Bankhauses zum 1.1.1931 an die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank.
Literatur:
Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 4, 1955, 360-380
Peter Fassl, Die Bankiersfamilie Schmid, in: Unternehmer - Arbeitnehmer. Lebensbilder aus der Frühzeit der Industrialisierung in Bayern, 21987, 123-129.