Schedel
Hermann, * 1410 Nürnberg, † 1485 ebenda, Arzt, Humanist
Autor: Dr. Christoph Roth
Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe
- Entstammte einer Nürnberger Kaufmannsfamilie, studierte ab 1433 in Leipzig die Artes, ab 1439 Medizin in Padua. Nach Erwerb des Doktordiploms 1444 Rückkehr nach Nürnberg. 1446-1452 im Dienst Kurfürst Friedrichs III. von Brandenburg und ab 1453 Johanns von Eych und des Eichstätter Domkapitels. Ab 1451 Erziehung und Betreuung seines frühverwaisten Cousins Hartmann Schedel (* 1440), der beruflich und hinsichtlich seines humanistischen Interesses in Schedels Fußstapfen treten sollte. Schlug 1456 einen Posten am Hof Herzog Ludwigs des Reichen in Landshut zugunsten der Augsburger Stadtarztstelle aus. Vielleicht hat der Ruf des von Sigmund Gossembrot hier um 1450 gegründeten Humanistenkreises seine Entscheidung beeinflusst. 1467-1485 Stadtarzt in Nürnberg. Teile seiner umfangreichen Bibliothek, die theologisches, medizinisches und humanistisches Schrifttum umfasste, gelangten über Hartmann Schedel in die Fuggerbibliothek (1552) und von dort in die Münchner Hofbibliothek (1571). Während die medizinischen Handschriften, die er teilweise selbst abgeschrieben oder verfasst hatte, überwiegend aus den Studienjahren und der Nürnberger Zeit stammten, dokumentiert Schedels Briefwechsel aus der Augsburger Periode in einzigartiger Weise die Konstellation und Gedankenwelt des hier ansässigen Humanistenkreises (Blumenau, Eber, Gessel, Gossembrot, Lur, Peter von Schaumberg, Ödenhofer, U. Riederer). Sein Sammeln von beruflich, historisch und privat relevanten Texten unter dem augustinischen Motto ’Colligite fragmenta, ne pereant’ (von Hartmann Schedel einer losen Blattsammlung seines Onkel vorangestellt) eröffnete eine Tradition, die in Augsburg im 16. Jahrhundert auch von nichtakademischen Literaturliebhabern wie Valentin Holl und Simprecht Kröll fortgesetzt wurde.
Literatur:
Hermann Schedels Briefwechsel, 1893
Richard Stauber, Die Schedelsche Bibliothek, 1908, 12-40
Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache 10, 1991, 170 f.
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 8, 21992, 609-621, 621-625.