Ray

John (Wray, Johannes Raius), * 29.11.1627 Black Notley (Essex), † 17.1.1705 ebenda, Theologe, Naturforscher

Autor: M.A. Renate Pfeuffer

Stand/Quelle/Datum: 14.02.2011

  • Sohn eines Hufschmieds. Seit 1644 Studium der Theologie in Cambridge, 1660 Ordination. Nach Ende der puritanischen Herrschaft und Rückkehr Karls II. Entlassung aus den universitären Ämtern und Verlust aller Berufsmöglichkeiten in der anglikanischen Kirche. Seit den 1650er Jahren anatomische und botanische Studien, seit 1658 botanische Forschungsreisen in England. 1663-1666 mit Studienfreunden aus Cambridge Reise durch die Niederlande und das Rheintal nach Süddeutschland und donauabwärts bis Wien, durch Italien bis nach Sizilien und Malta und über die Schweiz zurück nach Frankreich und England. Besuch wichtiger europäischer Universitäten und Sammlung von Pflanzen, Tieren und Versteinerungen.

    Vom 21.8. bis 28.8.1663 Aufenthalt in Augsburg, wobei eines der frühesten floristischen Bestandsverzeichnisse für den südbayerischen Raum und speziell für das Lechfeld um Augsburg entstand. Die Beschreibung der Stadt Augsburg in Rays eigenhändigem Reisebericht ‚Observations topographical, moral, & physiological’ (1673) betrifft Häuser und Brunnen, Zeughaus, Rathaus mit Goldenem Saal, Konfessionsverhältnisse, Klöster, reichsstädtische Verfassung und die Spuren des Dreißigjährigen Krieges.

    Nach der Europareise Hausgeistlicher auf dem Landsitz eines Freundes, des Ornithologen und Ichthyologen Francis Willughby (1635-1672) in Middleton (Warwickshire). Forschungsreisen in ganz England. 1667 Aufnahme in die Royal Society. 1673 Heirat mit Margaret Oakeley. 1675 endgültige Rückkehr nach Black Notley. Seit 1667 Auswertung der auf den Reisen gesammelten Naturalien und Erkenntnisse mit dem Ziel, ein natürliches System der Pflanzen und Tiere zu entwickeln. Veröffentlichung von Verzeichnissen und Naturgeschichten der Pflanzen, Vögel, Fische, Vierfüßer und Insekten. 1691 Publikation der Schrift ‚The Wisdom of God Manifested in the Works of the Creation’, eines der grundlegenden Werke der Naturtheologie. Ausgedehnte Korrespondenz mit zeitgenössischen Gelehrten. Ray gilt als ‚Vater der englischen Botanik’ bzw. ‚Vater der englischen Naturgeschichte’. Er entwickelte für die botanische und zoologische Systematik neue Grundlagen, auf denen Linné später aufbaute.

Literatur:

K. Wein, John Ray als Erforscher der Flora von Bayern, in: Mitteilungen der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 4 (1931), 191-196

Charles E. Raven, John Ray Naturalist. His Life and Works, 21986

Andreas Bresinsky, Die Vegetationsverhältnisse der weiteren Umgebung Augsburgs, 1959

Reisen und Reiseberichte in Bayerisch-Schwaben und seinen Randgebieten in Oberbayern, Franken, Württemberg, Vorarlberg und Tirol 2, 1974, 138-141

Fritz Hiemeyer, Flora von Augsburg, 1978, 8-18

Renate Pfeuffer, Der prominente Entdecker der Lechfeldvegetation: John Ray (1627-1705). Leben und Werk eines Wegbereiters der wissenschaftlichen Botanik, in: Berichte des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben 105 (2001), 85-102.