Ravensburger

Patrizierfamilie

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1312-1590 in Augsburg nachweisbar; 1538 eines der acht noch blühenden ’Alten Geschlechter’. Zuname offenbar zunächst Herkunftsbezeichnung, da die Familie wohl erst um 1300 zuwanderte. Fassbar zuerst mit Ulrich (I, † 1348/51), der, seit 1318 fast ständig im Rat belegt, 1326-1339 als Domzechpfleger aufscheint und 1335 als Stadtpfleger amtierte. Seit den 1320er Jahren tritt er als bedeutender Fernhändler in Erscheinung. Bei seinem Warensortiment lassen Pfeffer und Safran auf Venedighandel, Wachs und Pelze zumindest auf Einkauf in Frankfurt oder Nürnberg schließen. Als Domzechpfleger folgten ihm die Söhne Konrad (I, † 1346/51; 1342) und Johann (I, † 1370?; 1360-1368). Letzterer ist nach Einführung der Zunftverfassung auch als einflussreicher Ratsherr ’von Herren’ fassbar. Konrads einziger Sohn Konrad (II, † 1369/76) ist wieder als Kaufmann bezeugt. Unter dessen Söhnen, Konrad (III, † 1379/80?), Georg (I, † nach 1390), Peter († nach 1386) und Jos († 1396/98), verzweigte sich die Familie. Auf einen der Söhne ist wohl der noch im 16. Jahrhundert blühende kaufleutezünftige Goldschmiedezweig der Familie zurückzuführen. Die patrizischen Ravensburger des 15. Jahrhunderts sind Nachkommen des Jos. Schon er könnte für das Handelshaus seines Schwiegervaters Johann (I) Mangmeister tätig gewesen sein. Belegt ist eine Zusammarbeit erst für die nächste Generation: 1418 beauftragten sein Sohn Georg (II, † 1430/31) und Georg (I) Mangmeister einen Kaufmann mit der Eintreibung von Forderungen. Als Schwiegersohn des Welserteilhabers Hans Prun († 1424/25) dürfte er in den 1420er Jahren für die Welser gearbeitet und gegen Ende der 1420er Jahre mit seinem Schwager Johann von Hoy eine eigene Gesellschaft gegründet haben. Als dessen Teilhaber ausdrücklich bezeugt ist wiederum erst der Sohn Gilg (I, † 1457/59). Nach den Steuerdaten lag auch das Erbe des spätgeborenen Sohnes Lukas (II, † 1508/09) in der Gesellschaft, der seine Einlage aber rechtzeitig zurückzog; in von Hoys Bankrott (1455) wurde er nicht verwickelt. Aktive Beteiligung am Fernhandel ist für Lukas nicht belegt. Er trat vor allem als Ratsherr hervor und zählte als Dreizehner zeitweilig zum engeren Führungszirkel. Auch die Söhne blieben dem Handel fern: Der als Student in Basel erwähnte Magister Jonas († nach 1479) war wohl Geistlicher, Lukas (III, † 1525/26) wählte eine militärische Karriere. Er zog 1481 nach Füssen, stand in den 1490er Jahren als Söldner in Augsburger Diensten und amtierte zuletzt als kaiserlicher Pfleger in Falkenstein (1519). Sein Sohn Leo (I, † 1557) wurde wieder Kaufmann. 1509 erscheint er als Welserfaktor in Madeira. Nach Heirat mit Felizitas Herwart (1521) war er wohl in der Gesellschaft des Schwiegervaters tätig, 1535 wird er als Teilhaber von ’Christoph Herwart seel. Erben’ erwähnt. 1548 wurde er zum Stadtpfleger gewählt; wohl seine Rolle während des ’Fürstenrats’ führte 1553 zur Resignation. Der Sohn Christof († nach 1572) absolvierte 1539 eine kaufmännische Ausbildung in Lyon. Seine Heirat mit Anna Zangmeister (1550) lässt Tä­tigkeit für deren Gesellschaft vermuten. Mit seinem Sohn Leo (II, † 1590) ist die Familie in Augsburg erloschen.
  • Ravenspurgerstraße (1908, Rosenau- und Thelottviertel, Amtlicher Stadtplan I 9).

Literatur:

Paul von Stetten, Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichsstadt Augsburg, 1762, 122 f.

Eduard Zimmermann, Augsburger Zeichen und Wappen, 1970, 2592 f.

Katharina Sieh-Burens, Oligarchie, Konfession und Politik im 16. Jahrhundert, 1986, 46

Fritz Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396-1521, 1995, München Diss. 1983, 140, 198, Anh. 8-154

Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts, 1996, 650 f.