Nördlinger I

Kaufmannsfamilie

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 26.08.2010

  • 1318 bis Anfang des 16. Jahrhunderts in Augsburg nachweisbar; Herrenstube (Stubenzettel 1416); die von Stetten behauptete Zugehörigkeit zum Patriziat vor 1368 ist nicht belegbar, wohl aber patrizisches Konnubium (Priol). Über Besitz in Hausen an der Schmutter lässt sich ’Conrad von Nördlingen’ († vor 1338) als wohl ältester Nördlinger in Augsburg erschließen. Der Name war demnach Herkunftsbezeichnung, die Familie dürfte um 1300 zugewandert sein. Konrads Erbe (Sohn?) Hermann (I, † 1378/80) amtierte 1372 als Stadtpfleger. Der Erwerb von Liegenschaften (u. a. Lechhausen) belegt seinen wirtschaftlichen Erfolg. Nach dem frühen Tod des ältesten Sohnes Gilg († 1396/98) wurde der jüngere Hermann (II, † 1446) sein politischer Erbe. Seit 1412 im Rat belegt, amtierte er ab 1418 sechsmal als Stadtpfleger und zählte fast drei Jahrzehnte zum engeren Führungszirkel. 1399 erscheint er mit seinem Schwager Georg Mangmeister als Barchentverleger. Der allmähliche Rückgang des Anschlagvermögens nach 1408 (3180 fl, 26. Stelle) lässt auf Rückzug aus dem Handel nach Beginn der politischen Karriere schließen. Schon bei seinen Söhnen Ulrich († 1463/64), der in den 1440er Jahren noch auf den Nördlinger Messen genannt wird, und Hermann (III, † 1454), der zeitweilig in Landsberg lebte, wird die Erschütterung der wirtschaftlichen Basis erkennbar, bei Hermanns Sohn Hermann (IV, † nach 1504) folgt die soziale Deklassierung. Eine andere Entwicklung zeigt sich bei Gilgs Nachkommen. Der Sohn Georg († 1464/65) erscheint schon in den 1440er Jahren neben Hermann (II) im Rat, nach dessen Tod zählt er zeitweilig zum engeren Führungszirkel. Georgs jüngster Sohn Ulrich (II, † 1503/04) blieb als Kaufmann aktiv, die anderen orientierten sich am adeligen Lebenstil: Ludwig wurde Landkomtur des Deutschen Ordens in Apulien, Jakob (I, † 1487/94) saß in den 1480er Jahren in Affaltern. Seine Söhne erscheinen als Beamte: Jakob (II) stand 1516 in kaiserlichen Diensten, Wolfgang wird 1508 als Richter in ’Körpen’ (Ungarn) erwähnt.
  • Nördlingerstraße (1908, Links der Wertach-Süd, Amtlicher Stadtplan H 8; zuvor: ’Straße 31’).

Literatur:

Paul von Stetten, Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichsstadt Augsburg, 1762, 61 f.

Eduard Zimmermann, Augsburger Zeichen und Wappen, 1970, 1885

Fritz Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396-1521, 1995, München Diss. 1983, 144, 197, Anh. 8-195.