Minner

(Amator), Patrizierfamilie

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • 1235-1483 in Augsburg nachweisbar. Kennzeichnend für die frühen Minner ist das enge Verhältnis zu St. Moritz und zu St. Magdalena. Die Beziehungen zwischen den Trägern dieses Namens im 13. Jahrhundert (z. B. der Scholasticus bei St. Moritz ’Ulricus Amator’ und der gleichnamige Subprior von St. Katherina) liegen weitgehend im Dunkeln. Erst ab Konrad (II, † 1323/24) werden verwandtschaftliche Zusammenhänge fassbar. Da das Gottberatbuch als Vater aber ausdrücklich einen Berchtold Rembot nennt und die Nachkommen nachweislich (1304) das Pantheltier der Rembot im Wappen führen, sind sie wohl kaum als Agnaten der frühen Minner anzusprechen. Wie auch in anderen Fällen könnte sich, vielleicht bedingt durch den frühen Tod Berchtold Rembots, bei seinen Nachkommen der Geschlechtsname der Mutter durchgesetzt haben, Konrad (II) ist dann unter Umständen (über seine Mutter) als Enkel jenes ’Cvonradus (I) dictus Amator’ anzusprechen, der 1269 als Schwestersohn des Dekans von St. Moritz, Hermann Fundan, genannt wird. Ab den 1290er Jahren erscheint Konrad (II) Minner als einer der führenden Politiker und Kaufleute Augsburgs. 1297 erstmals zum Stadtpfleger gewählt, bekleidete er dieses Amt später im sechsjährigen Turnus und ist bis zu seinem Tod fast durchgängig als Ratsmitglied belegt. Nach dem Tod König Albrechts 1308 einer der Schiedsrichter für die Wahrung des Landfriedens in Ostschwaben, 1321/22 mehrfach Augsburger Gesandter bei Ludwig IV. Die Tiroler Raitbücher belegen ab 1299 eine dominierende Stellung als Finanzier, Hoflieferant und Augsburger Wirt Herzog Ottos von Kärnten, wobei als seine Gesellschafter Berchtold Bitschlin und Konrad (II) Rembot genannt werden. Testamentarisch verfügte er die Stiftung einer Kapelle mit Vikarie auf dem Kirchhof von St. Moritz, die 1324 vom Stiftskapitel bestätigt wurde. Ab 1335 erscheint der ältere Sohn Peter (I, † 1344/46) als Ratsmitglied, sein politischer Erbe wurde jedoch der jüngere Sohn Konrad (III, † 1364), der, seit 1337 im Rat belegt, ab 1343 insgesamt viermal Stadtpfleger wurde. Auch er muss sehr vermögend gewesen sein. Die Kapelle seines Vaters stattete er 1352 mit einer zweiten Vikarie aus. 1356 stiftete er die Kapelle Heilig-Drei-König auf dem Domfriedhof. Als er 1364 erschlagen wurde, verzeichnet das Achtbuch fast 80 Kläger aus den bedeutendsten Augsburger Familien. In der Ära der Zunftverfassung (Zunfterhebung) verliert die Familie ihre einstige Bedeutung. Sein Sohn Konrad (IV, † 1383/86) ist nicht mehr als Ratsmitglied bezeugt. Dessen Sohn Hans († 1417) lebte in den 1380er Jahren auf seinen Gütern in Untermeitingen, übersiedelte später aber wieder nach Augsburg. Als einziger Minner ist er nach Einführung der Zunftverfassung auch noch einmal als Ratsherr ’von Herren’ belegt. Mit seinem Sohn Georg († 1483) erlosch die Familie. Die Patronatsrechte der beiden Minner-Kapellen fielen an die Nachkommen seiner Schwester Anna Gossembrot. Diese beginnen sich schon in den 1430er Jahren als Träger der Minner'schen Familientradition zu profilieren.

Literatur:

Franz Bastian, Oberdeutsche Kaufleute in den älteren Tiroler Raitbüchern 1288-1370, 1931

Eduard Zimmermann, Augsburger Zeichen und Wappen, 1970, 6211, 6213

K. Sieber, Die Anfänge des Augsburger Patriziats bis zum Stolzhirsch-Aufstand, Zulassungsarbeit München 1968, 83

Fritz Peter Geffcken, Soziale Schichtung in Augsburg 1396-1521, 1995, München Diss. 1983, Anh. 222-232.<