Metzger

Autor: Dr. Peter Geffcken

Stand/Quelle/Datum: 2. Auflage Druckausgabe

  • Als gewerbliche Korporation schon im Stadtrecht von 1156 erwähnt. Als Lebensmittelgewerbe unterstanden sie anfänglich der Aufsicht des bischöflichen Burggrafen. Die Metzger besaßen in Augsburg das alleinige Recht des Schlachtens und (mit Einschränkungen) des Fleischverkaufs. Rinder, Kälber und Schafe mussten für den Verkauf im Schlachthaus getötet und zerlegt werden, Schweine konnten auch im Haus des Metzgers geschlachtet werden. Der Verkauf von Fleisch (die Qualität wurde von ’Fleischgeschauern’ kontrolliert) musste auf öffentlichen Fleischbänken erfolgen. Außerdem machten die Metzger Hausschlachtungen für Bürger. Große wirtschaftliche Chancen bot die Versorgung des lokalen Marktes mit Schlachtvieh, das die Metzger auf bayerischen Märkten aufkauften und zur Endmast bei Bauern der Umgebung einstellten oder auf die städtischen Weiden trieben. Im 16. Jahrhundert besuchten sie auch Märkte in Mähren, Wien und Pressburg. Ungarische Ochsen werden in Augsburg vereinzelt schon Anfang des 15. Jahrhunderts erwähnt (Ochsenhandel). Belegt ist für Augsburger Metzger (z. T. auch für Bäcker) ein umfangreicher Fernhandel mit Vieh, besonders Schweinen, der in den Bodenseeraum, an den Oberrhein und in das Rhein-Main-Gebiet ging. Durch Viehhandel, häufig kombiniert mit anderen Geschäften, gelangten seit dem 15. Jahrhundert einige Metzger zu großem Vermögen. Innerhalb der Zunftgenossen ergaben sich dadurch zwangsläufig erhebliche Vermögensunterschiede, jedoch war die Zahl der armen Metzger relativ gering. 1368 bildeten die Metzger eine Einzelzunft, was sowohl die Größe des Handwerks als auch seine wirtschaftliche Bedeutung erkennen lässt. Sie zählte zu den ’großen’ Zünften, denen je zwei Sitze im Kleinen und Alten Rat zustanden. 1475 hatte sie 140 Mitglieder. Die große politische Rolle, die die Zunft bis Ende des 15. Jahrhunderts spielte, ist auch dadurch zu erklären, dass ihr neben reichgewordenen Viehhändlern aus dem Handwerk (Hörnlin, Strauß) auch reine Kaufleute wie die im 14. Jahrhundert aus Regensburger bzw. Münchner Patriziat zugewanderten Portner (II) und Ridler inkorporiert waren. Bis Ende des 15. Jahrhunderts wanderten die Familien der Oberschicht vollständig in andere Zünfte (z. B. Kaufleute) ab.

Literatur:

Das Stadtbuch von Augsburg insbesondere das Stadtrecht vom Jahre 1276, 1872

Max Förderreuther, Die Augsburger Kaufmannschaft in den bayerischen Herzogtümern während der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts, 1892

Geschichte der Stadt Augsburg von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 21985, 171-181, 258-301

Christina Dalhede, Zur Erforschung des Augsburger Metzgerhandwerks im 16. Jahrhundert, in: Scripta mercaturae 24 (1990), 81-131.