Maibaum

Autoren: Prof. Dr. Günther Kapfhammer †, Helga Hoffmann

Stand/Quelle/Datum: 2.9.2009

  • Der figurierte Maibaum ist seit dem 18. Jahrhundert nachweisbar. Im 19. Jahrhundert war er weit verbreitet, verlor jedoch um die Jahrhundertwende an Bedeutung. Nach dem Ersten Weltkrieg führten nationale Aspekte zu seiner Wiederbelebung. Das NS-Regime stellte den 'urbayerischen Baum' in den Dienst der Propaganda und machte ihn zum Bedeutungsträger nationalistischen Gedankenguts. Nachdem am 1.5.1933 anstelle der inzwischen verbotenen Maifeiern in Augsburg eine gelenkte Großveranstaltung nach Berliner Vorbild angesetzt war, wurde am 1.5.1934 in der Radrennbahn an der Haunstetter Straße (Radfahrerverein Wanderer) ein erster, in der Region Augsburg bis dahin unüblicher Maibaum aufgestellt. Den Festzug gestaltete u. a. der Reichsbund 'Volkssturm und Heimat' unter dem Motto 'Schwäbisches Brauchtum, Art und Sitte unseres Stammes'. 1935 zeigte das Augsburger Plakat zum 1. Mai einen großen Maibaum. In diesem Jahr wurde der Maibaum vor St. Ulrich und Afra, 1936/37 auf dem sog. Maifeld (Perzheim-Wiese) und 1938/39 am Wittelsbacher Park aufgestellt; während des Zweiten Weltkriegs wurde der Brauch in reduzierter Weise durchgeführt. Die Unsicherheit im Umgang mit einem ideologisch belasteten Brauchrequisit führte nach 1945 zu seiner Abschaffung. Durch eine Pressekampagne der Augsburger Allgemeinen kam Mitte der 1970er Jahre der Maibaum wieder zu Ehren. Seit Ende der 1980er Jahre stellen die eingemeindeten Stadtteile eigene Maibäume auf.

Literatur:

Hans Moser, Maibaum und Maibrauch, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1961, 115-159

Günther Kapfhammer, Der Maibaum, in: Schönere Heimat 71 (1982), 332-335

Der Maibaum, 1991

Ottmar Schuberth, Maibäume, 1995.